Kurzbeschreibung

Kalium gehört zu den zehn häufigsten Elementen auf der Erde und wird in großen Mengen im menschlichen Körper für den Zellstoffwechsel benötigt. Kalium ist ein essentieller, anorganischer Nährstoff, der auch als Mineralstoff oder Mineral bezeichnet wird. Ein Großteil des Kaliums (98%) befindet sich in den Zellen, vor allen in denen der Muskulatur (80%). Innerhalb der Körperzellen ist Kalium der wichtigste Elektrolyt und liegt als wasserlösliches Kation (K+) vor.

Im Körper spielt Kalium eine wichtige Rolle bei der Regulation des Membranpotentials und beim Säuren-Basen-Haushalt und ist immer im Zusammenhang mit Natrium zu betrachten, da diese beiden Mineralien Gegenspieler sind. Während Kalium zu 90% in den Zellen vorhanden ist, befindet sich das Natrium hauptsächlich in den Zellzwischenräumen. Diese beiden Stoffe regulieren das Energiepotential und ermöglichen somit die Reizleitung in den Muskel- und Nervenzellen. Beide Stoffe müssen im richtigen Verhältnis vorliegen. Auch wenn durch die Ernährung meist genug Kalium aufgenommen wird, wird aber durch die salzreiche Nahrung heutzutage zu viel Natrium aufgenommen - das optimale Verhältnis von 1:1 im molaren Verhältnis (entspricht z.B. 7,6 g Kalium, wenn man von einer Durchschnittszufuhr an Natrium von 4,5 g ausgeht) sollte eingehalten werden [1].

Sowohl ein Kaliummangel (Hypokaliämie bei einer Kaliumkonzentration < 3,6 mmol/l im Serum) als auch Hyperkaliämie (zu viel Kalium im Körper, weil die Ausscheidung beschränkt ist, mit einer Kaliumkonzentration von >5 mmol/l im Serum) sind möglich. Allerdings verfügt der Körper über sehr gute Regelmechanismen (verminderte Aufnahme im Darm oder vermehrte Ausscheidung über die Niere). Lebensgefährliche, akute Herzrhythmusstörungen können allerdings bei erhöhten Kaliumspiegel auftreten, wenn z.B. die Ausleitung über die Niere gestört ist. Die natürliche Ausscheidung erfolgt durch Freisetzung von dem Hormon Aldesteron über die Nieren.

75% der Männer und 90% der Frauen erreichen laut Nationaler Verzehrsstudie II die erforderliche Kaliumzufuhr nicht (3,1 g/Tag (Frauen) bzw. 3,6 g/Tag (Männer)). Die DGE hat den bisherigen Grenzwert von 2000 mg/Tag (fast alle untersuchten Personen haben diesen erreicht) auf 4000 mg/Tag erhöht, jetzt kommt es zu überwiegendem Mangel [2].

Offizieller Name

Kalium

Andere Namen

engl. Potassium

Eigenschaften

wasserlöslich

Vorkommen

in jedem pflazlichen Lebensmittel, insbesondere Bananen, Weizenkleie, Nüsse, Hülsenfrüchte, Avocado, Kartoffeln, Lachs, Trockenfrüchte, Kohlrabi
Roggen-/Dinkelmehl, alkoholfreie Getränke

Grundfunktionen

Neuromuskuläre Reizleitung, Regulation des Zellwachstums, Hormonfreisetzung, Kohlenhydratverwertung, Blutdruckregulierung, Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts (pH-Wert-Regulierung)

Dosierungsempfehlungen

DGE: 4000 mg / Tag

NährstoffAllianz: bis 4700 mg / Tag

Therapeutisch: k. A.

Einnahmeempfehlungen

zu den Mahlzeiten

Labordiagnostik

Vollblut: 1750–1850 mg/l

Serum: 3,5-5 mmol/l

Normbereich im Urin:
30 - 100 mmol/24h

Mangelgrenzwert: k. A.

Toxischer Grenzwert: k. A.

Risiken durch Überdosierung

Bei Nierenversagen kann die Ausleitung behindert sein und es kommt zu Darmverschluss, Lähmungen, Herzrhythmusstörungen oder Muskellähmungen, bis hin zum Herzstillstand.

Zusätzliche Informationen

39,1 mg Kalium entsprechen 1 mmol Kalium
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sollte nicht mehr als 500 mg Kalium in einer Tagesdosis an Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sein.

Physiologische Wirkungen im Überblick

  • Neuromuskuläre Reizleitung -  Voraussetzung für die Funktion von Muskel- und Nervenzellen
  • Hormonfreisetzung: Insulin, Kortision
  • Bessere Verstoffwechselung von Zucker durch Hormonfreisetzung von Insulin aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Der Transport der Glukose ist davon abhängig 
  • Verbesserter Kohlenhydrate/Zucker und Fettstoffwechsel 
  • Regulation des Zellwachstums
  • Herstellung von Eiweiß: Kalium aktiviert Enzyme zur Proteinsynthese
  • Blutdruckregulierung
  • Aufrechterhaltung des osmotischen Druckes der Körperflüssigkeiten
  • Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts (pH-Wert-Regulierung
  • Aktiviert Enzymsysteme wie die Pyruvatkinase in der Glykolyse
  • Gewährleistung der Potenzialdifferenz von Membranen: hierdurch werden aktive Transportprozesse ermöglicht

Kofaktoren

  • Natrium: Für einen ausreichenden Kaliumspiegel ist gleichzeitig eine bestimmte Menge an Natrium nötig. Diese beiden Mineralien regulieren das Membranpotential in den Zellen des Körpers.
  • Magnesium: Magnesiummangel kann ein Kalium-Defizit begünstigen. Der Kaliummangel kann dann nur beseitigt werden, wenn gleichzeitig Magnesium gegeben wird.

Vorkommen

in jedem pflanzlichen Lebensmittel, insbesondere:

  • Bananen
  • Weizenkleie
  • Nüsse
  • Hülsenfrüchte
  • Avocado
  • Kartoffeln
  • Lachs
  • Trockenfrüchte
  • Kohlrabi
  • Roggen-/Dinkelmehl
  • alkoholfreie Getränke (hierüber wird am meisten Kalium aufgenommen)

Bei der Zubereitung von Lebensmitteln, beispielsweise von Kartoffeln, nimmt der Kaliumgehalt ab, da bis zu 50% des wasserlöslichen Kaliums während des Kochens in das Kochwasser abgeben wird.


Anwendungsempfehlungen und Dosierung

DGE

Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die DGE unterscheidet zwischen Kindern, Männern, Frauen, Schwangeren, Stillenden  - bitte im Einzelfall prüfen

4000 mg / Tag

NährstoffAllianz

Dosierungsempfehlung der NährstoffAllianz

bis 4700 mg / Tag


Gegenanzeigen

Folgende Arzneimittel/Stoffe können die Kaliumaufnahme beeinflussen: 

  • Diuretika (Entwässerungsmittel)
  • ACE-Hemmer (Blutdrucksenker)
  • Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten (Herz-Kreislauf-Mittel)
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR wie Diclofenac, Ibuprofen, ASS)
  • Cyclosporin A (Immunsystem-Hemmer = Immunsuppressivum)
  • Cotrimoxazol (Kombinationspräparat aus zwei Antibiotika)
  • Pentamidin (Mittel gegen einzellige Parasiten = Antiprotozoikum)
  • Einnahme von Herzglykosiden bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Koffein erhöht die Kaliumausscheidung
  • Anabolika erhöht die Kaliumausscheidung
  • Digitaloide erhöhen die Kaliumausscheidung
  • Laxanzien erhöhen den Kaliumverlust
  • Überschuss oder Mangel an dem Hormon Aldosteron (Hyperaldosteronismus oder Hypoaldosteronismus)
  • akutes oder chronisches Nierenversagen
  • Durchfall, Erbrechen, Abführmittel (hier erfolgt die Ausleitung des Kaliums über den Darm)
  • Insulin stimuliert den Austausch von intrazellulären Natrium gegen Kalium und verringert die Menge des extrazellulären Kaliums

Risikogruppen und Mangelfaktoren

Risikogruppen

  • Diabetiker
  • Alkoholiker
  • Personen mit Fehlernährung oder Essstörungen (Magersucht)
  • Personen mit Nierenerkrankungen
  • Leistungssportler

Mangelfaktoren

  • häufiges Erbrechen oder Durchfall
  • starkes Schwitzen (Leistungssport)
  • Nutzung von Abführmitteln über längere Zeit
  • hoher Koffeingenuss

Therapeutische & präventive Einsatzgebiete

  • allgemeine Erschöpfung und Apathie
  • körperliche und muskuläre Schwäche bis hin zu Lähmungen
  • Herzrhythmusstörungen bis zum tödlichen Kammerflimmern
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Sodbrennen
  • Blähungen
  • verminderte Glukose-Toleranz (höherer Blutzuckerspiegel bei Belastung mit zuckerhaltige Nahrungsmitteln)
  • verminderte Reflexe

Krankheitsspezifische Wirkungen anhand von Untersuchungen

Bluthochdruck: Die Zufuhr von Kalium kann den Blutdruck senken bei gleichzeitiger Reduktion von Natrium [3]

Schlaganfallrisiko: Senkung des Schlaganfallrisikos um 24% durch Gabe von Kalium [3]

Niereninsuffizienz: eine zusätzliche Belastung mit kaliumreichen Lebensmittel sollte vermieden werden [1]


Quellenangaben

[1] Schmiedel, V. (2019). Nährstofftherapie: Orthomolekulare Medizin in Prävention, Diagnostik und Therapie (4. Aufl.). Thieme Georg Verlag.

[2] Max Rubner-Institut - Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. Nationale Verzehrsstudie II (2008). Abgerufen am 05. Februar 2021 von https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/nationale-verzehrsstudie-zusammenfassung.html

[3] Aburto, N. J., Hanson, S., Gutierrez, H., Hooper, L., Elliott, P. & Cappuccio, F. P. (2013). Effect of increased potassium intake on cardiovascular risk factors and disease: systematic review and meta-analyses. BMJ, 346(apr03 3), f1378. https://doi.org/10.1136/bmj.f1378

Weitere Literatur (nicht mit Nr. im Text versehen):

  1. Yang Q, Liu T, Kuklina EV, Flanders WD, Hong Y, Gillespie C, Chang MH, Gwinn M, Dowling N, Khoury MJ, Hu FB. Sodium and potassium intake and mortality among US adults: prospective data from the Third National Health and Nutrition Examination Survey. Arch Intern Med. 2011 Jul 11;171(13):1183-91. doi: 10.1001/archinternmed.2011.257. PMID: 21747015. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21747015/
  2. Cook, N. R., Cutler, J. A., Obarzanek, E., Buring, J. E., Rexrode, K. M., Kumanyika, S. K., Appel, L. J., & Whelton, P. K. (2007). Long term effects of dietary sodium reduction on cardiovascular disease outcomes: observational follow-up of the trials of hypertension prevention (TOHP). BMJ (Clinical research ed.)334(7599), 885–888. https://doi.org/10.1136/bmj.39147.604896.55
  3. Chang HY, Hu YW, Yue CS, Wen YW, Yeh WT, Hsu LS, Tsai SY, Pan WH. Effect of potassium-enriched salt on cardiovascular mortality and medical expenses of elderly men. Am J Clin Nutr. 2006 Jun;83(6):1289-96. doi: 10.1093/ajcn/83.6.1289. PMID: 16762939. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16762939/
  4. Lee, H., Lee, J., Hwang, S. S., Kim, S., Chin, H. J., Han, J. S., & Heo, N. J. (2013). Potassium intake and the prevalence of metabolic syndrome: the Korean National Health and Nutrition Examination Survey 2008-2010. PloS one8(1), e55106. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0055106