Kurzbeschreibung

Die Katzenkralle ist eine Liane, die auf feuchten, schattigen Böden in den Regenwäldern des Amazonas gedeiht. Ihre Stämme können bis zu 100 m hoch werden. Sie wird von den indigenen Völkern Südamerikas auf Grund ihrer umfassenden, gesundheitlichen Effekte schon seit Jahrtausenden in der traditionellen Medizin eingesetzt und als heilige Pflanze verehrt, wohingegen sie bei uns noch ein medizinischer Geheimtipp ist. Ihre gebogenen Dornen in den Blattachseln, die an Katzenkrallen erinnern, waren namensgebend für diese Pflanze, daher auch das spanische Synonym „Una de Gato“ (=Katzenkralle).

Neben der Uncaria tomentosa existiert eine weitere Uncaria-Art (Uncaria guinaensis), die von den Urvölkern für gleiche Zwecke eingesetzt wird. Wurzelextrakte werden jedoch gewöhnlicherweise aus der Uncaria tomentosa gewonnen, da diese schon länger im wissenschaftlichen Fokus ist.

Ein Tiroler Journalist hat vor über 50 Jahren im Zuge einer Expedition nach Peru die Einsatzgebiete der Katzenkralle bei indigenen Völkern kennengelernt, darunter auch eines der Hauptgebiete – Rheuma. Er trug einen wesentlichen Teil dazu bei, dass die Katzenkralle in Österreich, Ungarn und Spanien mittlerweile offiziell als Heilpflanze eingestuft wird. Seit 2004 ist in Österreich auch ein Arzneimittel mit Katzenkrallenextrakt (Krallendorn Kapseln) mit der Indikation der rheumatoiden Arthritis zugelassen.

 

Offizieller Name

Katzenkralle

Andere Namen

Uncaria tomentosa; Familie Rubiaceae

Vorkommen

Amazonasgebiet von Bolivien über Kolumbien bis Panama und Puerto Rico auf feuchten, schattigen Böden

Grundfunktionen

Antioxidativ
Antitumorös
Antiviral
Entzündungshemmend
Immunmodulatorisch
Schmerzlindernd

Inhaltsstoffe

Oxindolalkaloide
- pentacyclische Oxindolalkaloide
- tetracyclische Oxindolalkaloide

Zusätzliche Informationen

Wird besonders erfolgreich bei Rheuma und entzündlichen Gelenkserkrankungen eingesetzt

Inhaltsstoffe

Meist untersucht sind die Oxindolalkaloide (wie PteropodinMitraphillinUncarine F). Es existieren zwei Chemotypen von der Katzenkralle, die Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe aufweisen: Einer enthält überwiegend pentacyclische Oxindolalkaloide (=POAs), der andere vorwiegend tetracyclische Oxindolalkaloide (=TOAs). Die immunmodulatorischen (Immunsystem verändernd) und entzündungshemmenden Effekte scheinen von den POAs auszugehen, wohingegen TOAs in der Lage sind, die Wirkung der POAs herabzusetzen oder unerwünschte Wirkungen zu verursachen [11]. 


Physiologische Wirkungen im Überblick

  • Antioxidativ 
  • Antitumorös 
  • Antiviral 
  • Entzündungshemmend 
  • Immunmodulatorisch
  • Schmerzlindernd 

Anwendungsmöglichkeiten

In der traditionellen Medizin werden alle Pflanzenteile der Katzenkralle eingesetzt. In europäischen Kreisen werden bevorzugt Wurzel und Wurzelrinde verwendet zur Herstellung von: 

  • Glycerinhaltigen oder alkoholischen Flüssigextrakten aus der Wurzel 
  • Kapseln aus Wurzeltrockenextrakten  
  • Tees aus der Wurzel oder Wurzelrinde:  Zubereitung: 1 Teelöffel getrocknete Droge 5 min in 250 ml Wasser köcheln, dann 10 min ziehen lassen und abseihen. 

Dosierung

Angaben zur Dosierung gestalten sich sehr schwer, da die Dosierung vom jeweiligen Extrakt und der Erkrankung abhängt. Pflanzliche Extrakte sind untereinander nicht vergleichbar, da die Inhaltsstoffe von Pflanze zu Pflanze stark variieren können. In den meisten Studien wurden Flüssigextrakte von bis zu 300 mg täglich verabreicht und Trockenextrakte in der Höhe von 30 mg bis zu dreimal täglich. Es ist jedenfalls ratsam, einen erfahrenen naturheilkundigen Arzt oder Heilpraktiker aufzusuchen, um nicht mit der Dosis zu experimentieren.  


Gegenanzeigen

  • Kinder 
  • Kinderwunsch/geplante Schwangerschaft/Schwangerschaft
  • Menschen, die unter Immunsuppression stehen (Immunsuppressivtherapie) 
  • 10 Tage vor einem geplanten, chirurgischen Eingriff absetzen 
  • Bei Neigung zu niedrigem Blutdruck langsam beginnen und beobachten 
  • Bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Einnahme von Blutdrucksenkern nur unter Rücksprache mit dem Arzt anwenden (kann den Blutdruck zusätzlich senken) 

Therapeutische & präventive Einsatzgebiete

Traditionelle Verwendung von indigenen Völkern:  

Asthma, Hautleiden, Gefäßerkrankungen (Hämorrhoiden), unregelmäßige Menstruationszyklen, Kontrazeption (Verhütung), Stärkung nach der Geburt, Harnwegsentzündungen und Harnwegskrebs, Krebs, Immundefizienz, Körperreinigung, HIV, AIDS, Rheuma, Arthritis, Gastritis, Darmentzündungen.

In Studien belegt: 

Arthritis: In einer placebokontrollierten in vivo Studie mit 45 Patienten wurden die Effekte eines gefriergetrockneten Katzenkrallenextrakts auf eine Arthrose des Knies untersucht. Dabei wurden 30 Patienten mit einem gefriergetrockneten Katzenkrallenextrakt behandelt, und 15 Patienten mit Placebo. Entsprechende Blutparameter wurden zu Studienbeginn und nach 4 Wochen bei Studienende erhoben. Die Katzenkralle entfaltete keine schädlichen Effekte auf Blut -und Leberfunktionsparameter und zeigte auch keine anderen Nebenwirkungen. Bereits in der ersten Woche sanken die Bewertungsparameter, darunter Schmerzen, signifikant. Katzenkralle scheint eine effektive Behandlung bei Arthrose darzustellen, wobei beide Gattungen (U. tomentosa und U. guianensis) dieselbe Wirkung entfalten. Ihre entzündungshemmende Wirkung scheint sich über einen hemmenden Effekt auf die TNF-α-Produktion, sowie ein geringeres Produktionsausmaß von PGE-2 zu entfalten. Die Hemmung der TNF-α-Produktion scheint bereits bei geringeren Konzentrationen im Nanogramm pro ml Bereich zu resultieren, während für den hemmenden Effekt auf PGE-2 eine höhere Konzentration erforderlich ist [1].

TumorNekroseFaktor-α (TNF-α) ist ein entzündungsförderndes Protein, das an nahezu allen Entzündungsreaktionen beteiligt und ein wichtiger Mediator bei der Immunantwort ist.  

Prostaglandin E2 (PGE-2) ist primär im Entzündungsgeschehen involviert. Es erhöht die Gefäßpermeabilität (Durchlässigkeit der Blutgefäße), ist an der Entstehung der Rötung beteiligt und verstärkt den Schmerz, indem es schmerzempfindliche Nervenendigungen sensibilisiert. 

Entzündungen und Immunmodulation: Die Katzenkralle entfaltet eine Zytokinmodulation, die zu einem geringeren Entzündungsgeschehen führt. Uncaria tomentosa scheint auf den NF-κB Signalweg einzuwirken und entzündungsfördernde Zytokine (wie TNF-α und IL-1β) zu hemmen. Diese Effekte werden den antioxidativen Eigenschaften der fettlöslichen Inhaltsstoffe zugeschrieben, die als Radikalfänger und Schutz vor Zelloxidation wirken [2,3]. Die entzündungshemmenden und immunmodulatorischen Effekte der Katzenkralle scheinen primär auf eine Unterdrückung der TNF-α-Produktion zurückzuführen zu sein [4]. 

Krebs: In einer in vivo Studie an Ratten-Knochenmarkszellen wurden die chemotherapeutischen Effekte von U. tomentosa untersucht. Ein Katzenkrallenextrakt wurde vor, während und nach der Krebsbehandlung mit dem Zytostatikum Cyclophosphamid appliziert. Der Extrakt zeigte antimutagene (senken Mutationsrate von Zellen) Effekte und reduzierte die Chromosomenabweichungen, die durch Cyclophosphamid verursacht wurden. Katzenkralle scheint einen effektiven Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität und der Regeneration während chemotherapeutischen Behandlungen zu leisten [5]. In einigen In-vitro-Studien konnte festgestellt werden, dass Katzenkrallenextrakte antitumorale Wirkungen entfalten, indem sie u.a. den kontrollierten Selbstmord von Krebszellen und die Wirkung einer Chemotherapie verstärken können [6,7].

Rheuma: In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie an 40 Probanden mit rheumatoider Arthritis wurde die Effektivität eines pentacyclischen Chemotyps der Katzenkralle untersucht. Die ausgewählten Probanden erhielten zu diesem Zeitpunkt bereits eine antirheumatische Therapie mit Sulfasalazin oder Hydroxychloroquin. Die Studie erstreckte sich über 52 Wochen und gliederte sich in 2 Phasen. Die erste Phase umfasste 24 Wochen, in denen die Probanden 3 x täglich 20 mg eines Katzenkrallenextrakts oder ein Placebo erhielten. In der zweiten Phase (28 Wochen) erhielten alle Probanden den Extrakt. Die erste Phase zeigte, dass die Behandlung mit einem Katzenkrallenextrakt verglichen zur Placebogruppe den rheumatoiden Gelenksschmerz signifikant reduzieren konnte. In Patienten, die den Extrakt nur in der zweiten Phase der Studie erhielten, gingen Morgensteifigkeit, Schwellung und Schmerzen an den Gelenken merklich zurück verglichen zum Nutzen während der 24-wöchigen Placebogabe in der ersten Studienphase. Diese Studie zeigt die relativ sichere Anwendung und den günstigen Nutzen eines gereinigten Katzenkrallenextrakts in Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis, die unter Medikamenteneinnahme stehen [8] 

Virale Erkrankungen: Die Katzenkralle wird zu den Pflanzen mit dem größten antiviralen Potenzial gezählt. Bezogen auf SARS-CoV-2 wurden mehrere Reagenzglas-Studien durchgeführt. Ergebnisse zeigten, dass diese Pflanze durchaus als Alternativmedizin und zur Therapieoptimierung in Frage kommen könnte [9,10]. Eine Humanstudie wurde an 44 HIV-Patienten mit einem Katzenkrallenwurzelextrakt als Zusatztherapie durchgeführt. Die Probanden profitierten von gestärkten Abwehrkräften und einer geringeren Infektanfälligkeit [11].


Quellenangaben

Studien und Primärquellen: 

[1] Piscoya, J., Rodriguez, Z., Bustamante, S., Okuhama, N., Miller, M. & Sandoval, M. (2001). Efficacy and safety of freeze-dried cat’s claw in osteoarthritis of the knee: mechanisms of action of the species Uncaria guianensis. Inflammation Research50(9), 442–448. https://doi.org/10.1007/pl00000268 

[2] Serrano, A., Ros, G. & Nieto, G. (2018). Bioactive Compounds and Extracts from Traditional Herbs and Their Potential Anti-Inflammatory Health Effects. Medicines5(3), 76. https://doi.org/10.3390/medicines5030076 

[3] Sandoval-Chacón, Thompson, Zhang, Liu, Mannick, Sadowska-Krowicka, Charbonnet, Clark & Miller. (1998). Antiinflammatory actions of cat’s claw: the role of NF-κB. Alimentary Pharmacology & Therapeutics12(12), 1279–1289. https://doi.org/10.1046/j.1365-2036.1998.00424.x 

[4] Sandoval, M., Charbonnet, R. M., Okuhama, N. N., Roberts, J., Krenova, Z., Trentacosti, A. M. & Miller, M. J. (2000). Cat’s claw inhibits TNFα production and scavenges free radicals: role in cytoprotection. Free Radical Biology and Medicine29(1), 71–78. https://doi.org/10.1016/s0891-5849(00)00327-0 

[5] Almeida, I., Soares, L., Lucio, F., Cantagalli, L., Reusing, A. & Vicentini, V. (2017). Chemotherapeutical effects of the herbal medicine Uncaria tomentosa (Willd.) DC. Genetics and Molecular Research16(3). https://doi.org/10.4238/gmr16039782 

[6] Lafrenie, R., Allen, L., Buckner, A., Buckner, C. & Cano, P. (2017). Uncaria tomentosa (Willd. ex Schult.) DC (Rubiaceae) sensitizes THP-1 cells to radiation-induced cell death. Pharmacognosy Research9(3), 221. https://doi.org/10.4103/pr.pr_83_16 

[7] Kośmider, A., Czepielewska, E., Kuraś, M., Gulewicz, K., Pietrzak, W., Nowak, R. & Nowicka, G. (2017). Uncaria tomentosa Leaves Decoction Modulates Differently ROS Production in Cancer and Normal Cells, and Effects Cisplatin Cytotoxicity. Molecules22(4), 620. https://doi.org/10.3390/molecules22040620 

[8] Erich Mur et al, Randomized double blind trial of an extract from the pentacyclic alkaloid-chemotype of uncaria tomentosa for the treatment of rheumatoid arthritis, J Rheumatol, April 2002  

[9] Ferreira, A. O., Polonini, H. C. & Dijkers, E. C. F. (2020). Postulated Adjuvant Therapeutic Strategies for COVID-19. Journal of Personalized Medicine10(3), 80. https://doi.org/10.3390/jpm10030080 

[10] Yepes-Pérez, A. F., Herrera-Calderon, O. & Quintero-Saumeth, J. (2020). Uncaria tomentosa (cat’s claw): a promising herbal medicine against SARS-CoV-2/ACE-2 junction and SARS-CoV-2 spike protein based on molecular modeling. Journal of Biomolecular Structure and Dynamics, 1–17. https://doi.org/10.1080/07391102.2020.1837676 

[11] Keplinger, K., Laus, G., Wurm, M., Dierich, M. P. & Teppner, H. (1998). Uncaria tomentosa (Willd.) DC.—Ethnomedicinal use and new pharmacological, toxicological and botanical results. Journal of Ethnopharmacology64(1), 23–34. https://doi.org/10.1016/s0378-8741(98)00096-8 

Allgemeine Quellen: (nicht mit Nr. im Text versehen; Bsp.: Bücher, andere Portale) 

  1. Mutschler, E., Geisslinger, G., Kroemer, H. K., Menzel, S. & Ruth, P. (2014). Mutschler Arzneimittelwirkungen. Nomos Verlagsgesellschaft.
  2. Graphik & Text Studio, Aktories, K., Förstermann, U., Starke, K. & Hofmann, F. B. (2017b). Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie: Begründet von W. Forth, D. Henschler, W. Rummel (German Edition) (12. Aufl.). Urban & Fischer. 

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