Kurzbeschreibung

Der Olivenbaum ist ein stark verzweigter, immergrüner Baum oder Strauch, der je nach Sorte bis zu 20 m Wuchshöhe erreicht. Er wird seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert. Je nach Verbreitungsort blüht er von April bis Juni. Seine bitteren Steinfrüchte werden nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, wodurch Bitterstoffe ausgeschwemmt werden, als Oliven genossen. Die echten schwarzen Oliven sind voll ausgereifte grüne Oliven. Wirtschaftlich am bedeutsamsten ist das daraus gewonnene Olivenöl, dem auf Grund eines hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren ein positiver Effekt auf das Herzkreislaufsystem und dem Fettstoffwechsel zugeschrieben wird. Olivenbäume können weit über 1000 Jahre alt werden und in Regionen mit langen Trockenzeiten überleben, allein das repräsentiert die Kraft, die diesen Bäumen innewohnen muss. In der Volksheilkunde werden Olivenblätter schon seit Jahrtausenden zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen eingesetzt.

Offizieller Name

Olivenblatt

Andere Namen

Olea europea;
Familie Oleaceae

Eigenschaften

wasserlöslich

Vorkommen

Mittelmeergebiet, Naher Osten und Südafrika

Grundfunktionen

Antibakteriell
Antimykotisch (gegen Pilze, v.a. Candida albicans)
Antioxidativ
Antiparasitär
Antiviral
Blutdrucksenkend
Cholesterinsenkend
Entzündungshemmend
Immunstärkend
Krampflösend
Leberschützend und entgiftend
Stoffwechselanregend

Inhaltsstoffe

Hauptwirkstoff im Olivenblattextrakt ist das stark antioxidativ wirkende Oleuropein. Daneben befinden sich zahlreiche Flavonoide, Chlorophyll, Phytosterine, Glykoside und Terpene im Olivenbaum.

Zusätzliche Informationen

Der Tee kann beispielsweise auch für Sitzbäder bei Scheidenpilzbefall verwendet werden, sowie für Hautumschläge bei Hautpilzbefall. Das leicht erwärmte Olivenöl kann als Handbad oder Fußbad bei Pilzbefall der Nägel eingesetzt werden. Auch bei eingerissener Nagelhaut oder sehr trockenen Händen ist dies empfehlenswert.

Vorkommen

Der echte Ölbaum hat ein weit verbreitetes, natürliches Vorkommen im Mittelmeergebiet, im Nahen Osten und in Südafrika.


Inhaltsstoffe

Hauptwirkstoff im Olivenblattextrakt ist das stark antioxidativ wirkende Oleuropein. Dieser Inhaltsstoff ist für die Langlebigkeit des Olivenbaums verantwortlich, da er den Baum vor Schäden durch Bakterien, Viren und Pilze, sowie vor freien Radikalen schützt. Daneben befinden sich zahlreiche Flavonoide, Chlorophyll, Phytosterine, Glykoside und Terpene im Olivenbaum. 


Physiologische Wirkungen im Überblick

  • Antibakteriell 
  • Antimykotisch (gegen Pilze, v.a. Candida albicans) 
  • Antioxidativ 
  • Antiparasitär 
  • Antiviral 
  • Blutdrucksenkend 
  • Cholesterinsenkend 
  • Entzündungshemmend 
  • Immunstärkend 

Anwendungsmöglichkeiten

  • Früchte zum Verzehr oder zur Herstellung von Olivenöl und Kosmetika 
  • Flüssigextrakte aus Blättern in glycerinhaltiger oder alkoholischer Lösung 
  • Trockenextrakte aus Blättern für die Herstellung von Kapseln 
  • Tee: 1 EL frische oder getrocknete Blätter werden mit 250 ml kochend heißem Wasser übergossen. Dies wird abgedeckt für ca. 20 min stehen gelassen, dann abgeseiht und über den Tag verteilt getrunken. Je länger die Ziehzeit, desto stärker, aber auch bittererer ist der Tee.  
  • Äußerliche Anwendung: Der Tee kann beispielsweise auch für Sitzbäder bei Scheidenpilzbefall verwendet werden, sowie für Hautumschläge bei Hautpilzbefall. Das leicht erwärmte Olivenöl kann als Handbad oder Fußbad bei Pilzbefall der Nägel eingesetzt werden. Auch bei eingerissener Nagelhaut oder sehr trockenen Händen ist dies empfehlenswert. Das Olivenöl kann natürlich auch zur Haar- und Hautpflege eingesetzt werden.  

Dosierung:

Angaben zur Dosierung von Oleuropein-haltigen Flüssigextrakten oder Kapseln gestalten sich sehr schwer, da der Oleuropein-Gehalt von Pflanze zu Pflanze und Hersteller zu Hersteller stark variieren kann. Im Handel sind Präparate erhältlich, mit denen eine Tagesdosis von 300-500 mg Oleuropein erreicht werden kann. Es ist ratsam, mit einer geringen Oleuropein-Dosis von 100 mg täglich zu beginnen, um die Verträglichkeit und Wirkung zu beobachten. Dann kann die Dosis weiter gesteigert werden. Der Extrakt wirkt auf leeren Magen besser, wird jedoch mit der Mahlzeit wahrscheinlich besser vertragen. Auch dies kann vorsichtig getestet werden. 


Gegenanzeigen

  • Keine bekannt 

Therapeutische & präventive Einsatzgebiete

  • Anti-Aging und Hautverjüngung 
  • Bluthochdruck 
  • Erhöhte Cholesterinwerte 
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen 
  • Scheidenpilz 
  • Unterstützend/präventiv bei Alzheimer 
  • Verdauungsprobleme auf Grund von Darmpilzbefall 

Alzheimer

In vivo (am lebenden Objekt) entfaltete Oleuropein nervenschützende Wirkungen durch eine bemerkenswerte Verbesserung der oxidativen Stresslevel, Verringerung der exzessiven Entzündungsantwort und einer geringeren Häufung von Ablagerungen (1).

In einer weiteren in vivo Studie an Mäusen mit fortgeschrittenen Alzheimer-Ablagerungen, zeigte Oleuropein eine präventive und therapeutische Wirkung durch Verbesserung der Signalübertragung über Synapsen im Gehirn und Einleitung neuronaler Autophagie (siehe unten) (2).

Autophagie bezeichnet einen Prozess in Zellen, mit dem zelleigene Bestandteile abgebaut und verwertet werden können. Autophagie nimmt eine Schlüsselrolle in der Gesunderhaltung unserer Zellen ein, da beispielsweise beschädigte Eiweißmoleküle oder defekte Zellen abgebaut und recycelt werden. Nervenzellen im Gehirn dienen uns während unseres gesamten Lebens, für diese ist der Reinigungsmechanismus über neuronale Autophagie daher besonders wichtig. Damit werden beispielsweise Eiweißverklumpungen, wie sie bei Alzheimer oder Demenz entstehen, verhindert.  

In einer weiteren Studie wurden Mäuse mit Gehirnablagerungen 8 Wochen lang mit Oleuropein gefüttert. Gehirnscans zeigten eine bemerkenswerte Reduzierung der Plaque-Ablagerungen, indem sie weniger kompakt erschienen, sowie eine erhöhte Autophagie-Reaktion im Gehirn, die durch Oleuropein induziert wurde (3).

Antioxidation und Anti-Aging

In vitro (im Reagenzglas) wurde die antioxidative Kapazität von einem Olivenblattextrakt auf menschliche, rote Blutkörperchen untersucht. Der Extrakt zeigte eine hohe Aktivität als Radikalfänger und hemmte durch freie Radikale induzierte Zellschäden in den Blutkörperchen (4) 

In der innersten Zellschicht der Blutgefäße (= Endothelzellen) wurde ebenfalls eine Verbesserung des Redox-Status festgestellt, indem entgiftende Systeme aktiviert wurden (5). Weitere Studien sind notwendig, jedoch scheint der Olivenblattextrakt das Zellalter positiv beeinflussen zu können.  

Bluthochdruck und Cholesterin

In einer in vivo Studie erhielten 40 eineiige Zwillinge mit Bluthochdruck 8 Wochen lang verschiedene Dosen eines Olivenblattextrakts. Blutdruck sowie Cholesterinlevel wurden stetig untersucht. Resultate zeigten eine signifikante, dosisabhängige Reduzierung beider Parameter. Diese Studie bestätigt die blutdruck- und cholesterinsenkenden Eigenschaften des Olivenblattextrakts (6).

In einer doppelblind, randomisierten, klinischen Studie wurden die blutdruck- und cholesterinsenkenden Eigenschaften eines Olivenblattextrakts mit dem blutdrucksenkenden Medikament Captopril verglichen. Die Patienten erhielten 8 Wochen lang entweder das Medikament Captopril, oder zweimal täglich 500 mg des Extrakts. Die Resultate ergaben, dass das Olivenblattextrakt in der Blutdrucksenkung ähnlich potent war wie das Medikament. Zusätzlich fand in der Gruppe, die den Extrakt erhielt, eine signifikante Reduktion der Triglyceridlevel statt, nicht jedoch in der Captopril-Gruppe (7).

Koronare Herzkrankheiten

Erhöhte Cholesterinspiegel stellen ein Risiko für das Entstehen von Arteriosklerose (=Verkalkung der Arterien) dar. In einer Studie erhielt eine Gruppe cholesterinreich ernährter Ratten einen Olivenblattextrakt und die andere Gruppe den medikamentösen Cholesterinsenker Atorvastatin. Nach 8 Wochen zeigte sich in beiden Gruppen eine signifikante Senkung der LDL-Level was darauf schließen lässt, dass der Olivenblattextrakt einen positiven Effekt auf arteriosklerotische Veränderungen haben kann (8) 

Candida albicans

In mehreren in vitro Studien wurde die antimykotische Wirkung vom Olivenblattextrakt auf Candida albicans („Soorpilz“) nachgewiesen. Oleuropein scheint die Zelloberfläche des Candida-Pilzes zu verändern, so dass seine Anlagerung an Haut- und Schleimhautzellen verhindert wird. Weiters ergaben die Untersuchungen eine Hemmung eines Enzyms, das von Candida produziert und für dessen Pathogenität mitverantwortlich zu sein scheint. Der Begriff der Pathogenität beschreibt die Fähigkeit einer Substanz, krankhafte Veränderungen zu verursachen. Der Olivenblattextrakt scheint sowohl für die Behandlung, als auch für die Prävention einer Candida-Pilzinfektion und anderen Pilzinfektionen geeignet zu sein (9, 10).


Quellenangaben

Studien und Primärquellen

[1] Casamenti, F., Grossi, C., Rigacci, S., Pantano, D., Luccarini, I. & Stefani, M. (2015). Oleuropein Aglycone: A Possible Drug against Degenerative Conditions. In Vivo Evidence of its Effectiveness against Alzheimer’s Disease. Journal of Alzheimer’s Disease, 45(3), 679–688. https://doi.org/10.3233/jad-142850 

[2] Luccarini, I., Grossi, C., Rigacci, S., Coppi, E., Pugliese, A. M., Pantano, D., La Marca, G., Ed Dami, T., Berti, A., Stefani, M. & Casamenti, F. (2015). Oleuropein aglycone protects against pyroglutamylated-3 amyloid-ß toxicity: biochemical, epigenetic and functional correlates. Neurobiology of Aging, 36(2), 648–663. https://doi.org/10.1016/j.neurobiolaging.2014.08.029 

[3] Grossi, C., Rigacci, S., Ambrosini, S., Ed Dami, T., Luccarini, I., Traini, C., Failli, P., Berti, A., Casamenti, F. & Stefani, M. (2013). The Polyphenol Oleuropein Aglycone Protects TgCRND8 Mice against Aß Plaque Pathology. PLoS ONE, 8(8), e71702. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0071702 

[4] Lins, P. G., Marina Piccoli Pugine, S., Scatolini, A. M. & de Melo, M. P. (2018). In vitro antioxidant activity of olive leaf extract (Olea europaea L.) and its protective effect on oxidative damage in human erythrocytes. Heliyon, 4(9), e00805. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2018.e00805 

[5] Kouka, P., Priftis, A., Stagos, D., Angelis, A., Stathopoulos, P., Xinos, N., Skaltsounis, A. L., Mamoulakis, C., Tsatsakis, A. M., Spandidos, D. A. & Kouretas, D. (2017). Assessment of the antioxidant activity of an olive oil total polyphenolic fraction and hydroxytyrosol from a Greek Olea europea variety in endothelial cells and myoblasts. International Journal of Molecular Medicine, 40(3), 703–712. https://doi.org/10.3892/ijmm.2017.3078 

[6] Perrinjaquet-Moccetti, T., Busjahn, A., Schmidlin, C., Schmidt, A., Bradl, B. & Aydogan, C. (2008). Food supplementation with an olive (Olea europaeaL.) leaf extract reduces blood pressure in borderline hypertensive monozygotic twins. Phytotherapy Research, 22(9), 1239–1242. https://doi.org/10.1002/ptr.2455 

[7] Susalit, E., Agus, N., Effendi, I., Tjandrawinata, R. R., Nofiarny, D., Perrinjaquet-Moccetti, T. & Verbruggen, M. (2011). Olive (Olea europaea) leaf extract effective in patients with stage-1 hypertension: Comparison with Captopril. Phytomedicine, 18(4), 251–258. https://doi.org/10.1016/j.phymed.2010.08.016 

[8] Olmez, E., Vural, K., Gok, S., Ozturk, Z., Kayalar, H., Ayhan, S. & Var, A. (2015). Olive Leaf Extract Improves the Atherogenic Lipid Profile in Rats Fed a High Cholesterol Diet. Phytotherapy Research, 29(10), 1652–1657. https://doi.org/10.1002/ptr.5445 

[9] Zorić, N., Kopjar, N., Bobnjarić, I., Horvat, I., Tomić, S. & Kosalec, I. (2016). Antifungal Activity of Oleuropein against Candida albicans—The In Vitro Study. Molecules, 21(12), 1631. https://doi.org/10.3390/molecules21121631 

[10] Nasrollahi, Z. & Abolhasannejad, M. (2015). Evaluation of the antifungal activity of olive leaf aqueous extracts against Candida albicans PTCC-5027. Current Medical Mycology, 1(4), 37–39. https://doi.org/10.18869/acadpub.cmm.1.4.37 

 

Allgemeine Quellen (nicht mit Nr. im Text versehen; Bsp.: Bücher, andere Portale):

  1. Bühring U., 2021, Lehrbuch Pflanzenheilkunde: Grundlagen-Anwendung-Therapie, 5. Aufl., Stuttgart 

Bild: von Olivier Le Moal / stock.adobe