Kurzbeschreibung

Das Vitamin B12 wird auch als Cobalamin bezeichnet. Es ist eine wichtige Vorstufe der Coenzyme. B12 ist im Gegensatz zu allen anderen B-Vitaminen speicherbar. Dies geschieht in der Leber und reicht für einige Jahre. Ein Mangel kann deshalb erst nach Jahren erkannt werden, kann dann aber lebensbedrohliche Auswirkungen haben. B12 kommt fast ausschließlich in tierischen Produkten vor. Besondere Aufmerksamkeit sollten deshalb Vegetarier, Veganer, Alkoholiker und Menschen mit verkleinertem Magen auf die ausreichende Zuführung von B12 haben.

Offizieller Name

Cobalamin

Andere Namen

Vitamin B12

Eigenschaften

wasserlöslich

Vorkommen

Innereien, insbes. Leber, Fleisch, Fisch, Milch, Eier, Käse, Sauerkraut, Chlorella

Grundfunktionen

Bildung roter Blutkörperchen, Zellbildung, Aufbau der DNA, Unterstützung von Entgiftungsprozessen

Dosierungsempfehlungen

DGE: 4 µg/Tag

NährstoffAllianz: 10 µg/Tag

Therapeutisch: 500 -3000 µg/Tag

Sichere obere Einnahmegrenze: n.a.

Einnahmeempfehlungen

nüchtern vor oder zu dem Essen einnehmen

Labordiagnostik

Vollblut: k. A.

Serum: 200-900 pmol/l

Mangelgrenzwert: < 200 pmol/l (Serum)

Toxischer Grenzwert: n.a.

Risiken durch Überdosierung

k. A.

Zusätzliche Informationen

B-Vitamine möglichst in Komplexen einnehmen.

Hohe Vitamin B12 Blutspiegel ohne Supplementierung kann ein Hinweis auf andere Erkrankungen sein. Wie z.B.: Hepatopathien, Leukämie und Niereninsuffizienz

Physiologische Wirkungen im Überblick

  • Bildung roter Blutkörperchen
  • Zellbildung
  • Bildung der Myelinschicht der Nervenbahnen
  • Aufbau der DNA
  • Umwandlung von Folat in seine aktive Form
  • appetitfördernd
  • Unterstützung des Energiestoffwechsels in den Mitochondrien
  • Bildung von Botenstoffen (Hormone, Neurotransmitter)
  • Unterstützung von Entgiftungsprozessen

Kofaktoren

  • Vitamin B6 fördert die Aufnahme von Vitamin B12
  • Vitamin B9 ergänzt sich mit B12 in vielen Funktionen

Vorkommen

Fast nur in tierischen Produkten:

  • Fleisch, Leber, Fisch
  • Milch,  Käse, aber auch in Sauerkraut, Chlorella
  • Eier

Anwendungsempfehlungen und Dosierung

Die Aufnahme von B12 wird im Magen vorbereitet, wo der intrinsische Faktor (ein Transportprotein) gebildet wird, der sich an das B12 haftet und später den Durchgang durch die Darmwand ermöglicht. Ohne den intrinsischen Faktor kann kaum B12 vom Körper über den Darm aufgenommen werden. Probleme mit der Aufnahme haben Menschen, die Magensäureblocker nehmen, eine Magenverkleinerung haben, eine schlechte Darmgesundheit, Alkoholiker oder Ältere. Auch Vegetariern oder Veganern wird empfohlen, Vitamin B12 zu substituieren.

DGE

Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (Die DGE unterscheidet zwischen Kindern, Männern, Frauen, Schwangeren, Stillenden  - bitte im Einzelfall prüfen)

4 µg/Tag

Bei Einnahme von Magensäureblockern oder nach Magenverkleinerung:

  • 1000 µg / Monat als Spritze
  • oder 350 - 500 µg / Tag als Tablette über die Mundschleimhaut oder
  • 500 µg / Tag als Spray

NährstoffAllianz

Dosierungsempfehlung der NährstoffAllianz

10 µg/Tag


Therapeutische & präventive Einsatzgebiete

  • Konzentrationsschwächen
  • chronische Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Immunschwäche
  • Kurzatmigkeit
  • Verluste von Tastsinn
  • Taubheit und Kribbeln in den Gliedmaßen
  • unsicherer Gang
  • verminderte Sehkraft
  • Entzündung und Schwächung des Verdauungssystems
  • Störungen des Zentralnervensystems
  • Stimmungsschwankungen
  • Blutarmut
  • Lähmungen
  • Wahrnehmungsstörungen

Eine mögliche Ursache für neurologische Symptome könnte ebenfalls B12-Mangel sein. Eine Blutuntersuchung und ggf. eine Zugabe von B12 oral kann Abhilfe bringen.

Ein längerer B12-Mangel kann zu lebensgefährlicher Blutarmut, irreparablen Nervenschäden, schweren Lähmungen, chronischen Schmerzen, schweren geistigen und psychischen Symptomen und völliger Energielosigkeit führen.


Mangelfaktoren und Risikogruppen

Mangelfaktoren:

  • Kalium und Vitamin B12 nicht gleichzeitig einnehmen, da dann die Aufnahme von B12 behindert wird
  • Acetylsalicylsäure (ASS) senkt den Vitamin B9 -und B12-Spiegel.
  • Kontrazeptiva (hormonelle Mittel zur Schwangerschaftsverhütung) senken die Vitamin-B12-Spiegel.
  • PPI (Protonenpumpeninhibitor/Magensäurehemmer) vermindern die Aufnahme von Vitamin B12.

Risikogruppen:

  • Alte Menschen: Mit zunehmendem Alter wird die Aufnahme von Vitamin B12 immer schwieriger.

Sonstiges

Zur Supplementierung  von B12 stehen verschiedene Formen zur Verfügung, bevorzugt werden sollten die nicht synthetischen Formen:

  • natürlich: Hydroxocobalamin
  • als Coenzym: Methylcobalamin oder Adenosylcobalamin
  • synthetisch: Cyanocobalamin

Wissenschaftliche Studien

Vitamin B12- Mangel bei älteren Menschen:

Kognitive Beeinträchtigungen und Demenz

Ältere Menschen können Vitamin B12 in der Regel schlechter absorbieren als jüngere Menschen. Viele wissenschaftliche Studien haben sich bereits mit den Auswirkungen des häufig vorkommenden Vitamin B12-Mangels bei älteren Menschen beschäftigt.

In ihrer Übersichtsarbeit [1] beschreiben Lachner, Steinle und Regenold [2012] den Vitamin B12-Mangel als eine häufige Ursache für neuropsychiatrische Symptome bei älteren Menschen. Zu den in der wissenschaftlichen Literatur häufig beschriebenen neuropsychiatrischen Manifestationen im Zusammenhang mit Vitamin B12-Mangel gehören laut den Autoren motorische, sensorische und autonome Symptome, kognitive Beeinträchtigungen sowie Stimmungs- und psychotische Symptome. Beispiele für diese Symptome sind Parästhesien, Ataxie, Propriorezeptions- und Vibrationsverlust, Gedächtnisverlust, Delirium, Demenz, Depression, Manie, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Persönlichkeitsveränderungen und abnormales Verhalten.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass ein Mangel frühzeitig erkannt und behandelt werden muss, um irreversible strukturelle Hirnschäden und somit neuropsychiatrische Folgeerkrankungen zu verhindern.

In einer Studie von Eastley et al. (2000) wurde ein festgestellter Vitamin B12-Mangel bei 66 Demenz-Patienten und 22 Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen mit Supplementen ausgeglichen [2]. Die kognitiven Veränderungen wurden in der Studie mittels neuropsychologischer Tests erhoben, indem man die Ergebnisse mit jenen von Patienten gleichen Alters und gleicher Diagnose ohne Vitamin B12-Mangel verglich. Die Demenz-Patienten wiesen nach dem Vitamin B12-Ausgleich keine signifikanten Verbesserungen der neuropsychologischen Funktionen auf. Die 22 Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen hingegen erzielten nach dem Vitamin B12-Ausgleich signifikant bessere Ergebnisse hinsichtlich ihrer verbalen Flüssigkeit. Die Studienautoren schlussfolgern, dass Vitamin B12 – zumindest bei Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen - die Funktion des Frontallappens und der Sprache verbessern kann und daher ein Mangel unbedingt ausgeglichen werden sollte.

Eine im Jahr 2012 erschienene systematische Literaturübersicht (43 Studien) der Autoren Moore et al. [3] beschäftige sich ebenfalls mit der Frage, wie sich der Ausgleich eines Vitamin B12-Mangels auf Demenz und kognitive Beeinträchtigungen auswirkt. Moore et al. kamen nach ihrer Studienanalyse ebenfalls zu der Schlussfolgerung, dass bei Patienten mit vorher bestehendem Mangel die Kognition durch eine Vitamin B12-Supplementierung (1 mg täglich) verbessert werden kann. Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Effekt nicht bei Patienten ohne zuvor festgestellten Mangel eintritt. Im Gegensatz zur Studie von Eastly et al. ziehen Moore et al. außerdem das Fazit, dass es eine kleine Untergruppe von Demenzerkrankungen gibt, die mit einer Vitamin B12-Therapie reversibel seien.


Quellenangaben

Studien und Primärquellen:

[1] Lachner, C., Steinle, N. I. & Regenold, W. T. (2012). The Neuropsychiatry of Vitamin B12Deficiency in Elderly Patients. The Journal of Neuropsychiatry and Clinical Neurosciences, 24(1), 5–15. https://doi.org/10.1176/appi.neuropsych.11020052

[2] Eastley, R., Wilcock, G. K. & Bucks, R. S. (2000). Vitamin B12 deficiency in dementia and cognitive impairment: the effects of treatment on neuropsychological function. International Journal of Geriatric Psychiatry, 15(3), 226–233. https://doi.org/10.1002/(SICI)1099-1166(200003)15:3%3C226::AID-GPS98%3E3.0.CO;2-K

[3] Moore E, Mander A, Ames D, Carne R, Sanders K, Watters D. Cognitive impairment and vitamin B12: a review. Int Psychogeriatr. 2012 Apr;24(4):541-56. doi: 10.1017/S1041610211002511. Epub 2012 Jan 6. PMID: 22221769. DOI: 10.1017/S1041610211002511

Allgemeine Quellen: (nicht mit Nr. im Text versehen; Bsp.: Bücher, andere Portale) 

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Abgerufen am 2. Februar 2021, von https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/
  2. Schmiedel, V., Spitz, J., Edalatpour, A., Schulz-Ruhtenberg, N., Gröber, U., Feldhaus, S., Schomburg, L., Schurgast, H. & Barz, S. (2020, Februar). Online-Kongress „Mikronährstoffe und Orthomolekularmedizin“ [Online-Kongress]. Akademie für menschliche Medizin.
  3. Deutschlands Kranke Kinder. Basiswissen Nährstoffe. Abgerufen am 2. Februar 2021, von https://deutschlandskrankekinder.de/basiswissen-naehrstoffe/
  4. FDDB Lebensmittel Datenbank. Abgerufen am 2. Februar 2021, von https://fddb.info/
  5. Gröber, U. (2002). Orthomolekulare Medizin (3. Aufl.). Beltz Verlag.
  6. Schmiedel, V. (2019). Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente: Ernährung, Diagnostik und Nährstofftherapie (3. Aufl.). Georg Thieme Verlag
  7. Biesalski, HK (2019). Vitamine, Spurenelemente und Minerale: Indikation, Diagnostik, Therapie (2. Aufl.). Georg Thieme Verlag.