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Kurzbeschreibung
Kurkuma wächst in in Tropen Südasiens und gehört zu den Ingwergewächsen. Die Pflanze wird bis zu einem Meter hoch und wird frisch, als Pulver oder als Farbstoff (E100) verwendet. Frisch hat die Kurkumaknolle einen harzigen, leicht brennenden Geschmack. Getrocknet schmeckt sie mildwürzig und etwas bitter. Sie gibt den Currygerichten ihre typische gelb-orangene Farbe. Ihre Wurzeln enthalten neben ätherischen Ölen auch zu 2-5% den gelben Farbstoff Curcumin, welcher für die vielen gesundheitsförderlichen Wirkungen des Kurkumas ausschlaggebend ist. Curcumin zählt als sekundärer Pflanzenstoff zu den Polyphenolen und ist fettlöslich.
In Indien, wo auch 80% des weltweiten Kurkuma geerntet wird, setzt man Kurkuma seit Jahrtausenden gegen eine Vielzahl von Krankheiten, zum Beispiel zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems sowie zur Prävention von Infektionen und Erkrankungen der Atemwege ein. Aufgrund von zahlreichen Untersuchungen wird Kurkuma bzw. das darin enthaltene Curcumin als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Dazu wird das Curcumin aus dem getrockneten Wurzelgewebe durch Lösungsmittel extrahiert.
Physiologische Wirkungen im Überblick
Der herausragende Punkt bei Curcumin ist seine hemmende Wirkung auf den Gentranskriptionsfaktor NF-kB (Nuclear Factor-kappaB), der die Expression von über 500 Genprodukten kontrolliert. Dieser Faktor gilt als ein Hauptmediator von Entzündungsvorgängen und seine Hemmung kann chronische Entzündungen verhindern und damit chronischen Krankheiten vorbeugen und Heilungsprozesse fördern [1, 8, 9].
Wirkungen von Kurkuma/Curcumin im einzelnen:
- verdauungsanregend
- antiseptisch
- infektionsmindernd
- schmerzlindernd
- magensaftanregend
- gallensaftanregend
- antioxidativ
- antitumoral
- Verbesserung der Herzgesundheit
- antidepressiv
- antirheumatisch
Kofaktoren
Piperin (in schwarzem Pfeffer enthalten) für eine bessere Aufnahme von Curcumin. Es erhöht die Bioverfügbarkeit von Curcumin um bis zu 2000%, wenn die beiden Stoffe als Komplex eingenommen werden [11].
Vorkommen
- Südostasien, vorwiegend in Indien
Anwendungsempfehlungen und Dosierung
Der Wirkstoff Curcumin ist im Pflanzenstoff Kurkuma nur zu 2-5% vorhanden. Außerdem ist er schlecht wasserlöslich und wenig stabil. Daher werden nur sehr geringe Mengen aus dem Darm in die Zellen aufgenommen. Ein großer Teil wird direkt über den Darm und die Leber wieder ausgeschieden. Um die Bioverfügbarkeit zu erhöhen, werden Kurkumapräparate oft mit ätherischen Ölen oder Piperin zusammen vermengt, zum Beispiel in Kapseln angeboten.
Die Dosierungsempfehlungen der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln variieren je nach Inhaltsstoffen und lassen sich deshalb auch schlecht vergleichen. Es werden Pulver, Kapseln oder ölhaltige Produkte angeboten.
Gegenanzeigen
Bei zu hohem Verzehr oder Überempfindlichkeit:
- Blähungen
- Magenschmerzen
- Übelkeit
- Schmerzen im Verdauungstrakt
- Sodbrennen
- trockener Mund
- Durchfall / erhöhte Stuhlfrequenz
- allergische Hautreaktionen
Risikogruppen und Mangelfaktoren
- Bei Gallensteinen oder Lebererkrankungen sollte auf Kurkuma verzichtet werden
- Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf Kurkuma verzichtet werden (fehlende Datenlage) [14]
Therapeutische & präventive Einsatzgebiete
Einen guten Einstieg in die Wirkung von Curcumin auf verschiedene Krankheiten bietet die Übersichtsdarstellung von Hewlings [12]. Darin werden zahlreiche Studienergebnisse zu einer Verbesserung durch Curcumin für die allgemeine Gesundheit, das Metabolische Syndrom, Arthritis, entzündliche und oxidative Erkrankungen dargestellt.
Ein Beispiel für die Wirkung von Curcumin ist die Hemmung des Tumorwachstums bei nahezu allen Krebsarten, wie sie im Video [2] von Prof. Dr. Bharat Aggarwal, University of Texas beschrieben wird.
Nichtsdestotrotz beschäftigen sich zahlreiche Studien weiterhin mit dem Zusammenhang von Kurkuma und Tumorwachstum mit ermutigenden Ergebnissen [12] [13].
Multiple Sklerose
Bei Multiple Sklerose (MS) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). In einer pharmaklogischen Studie des Jahres 2011 wurde die Relevanz von Curcumin auf den phatophysiologischen Verlauf von Multipler Sklerose untersucht.
Anhand der Zusammenfassung von in-vitro (Zellkultur) und in-vivo (Maus, Ratten, Mensch) Studien, zeigt Curcumin Potential für die Behandlung von Multipler Sklerose, durch die Hemmung verschiedenster Faktoren, die zu einer Entzündung des Nervengewebes führen können. Da Curcumin fettlösliche Eigenschaften aufweist, kann es alle Zellmembranen passieren und im Zellinneren seine entzündungshemmende und schützende Wirkung entfalten und so den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen [1].
Arthrose und rheumatoide Arthritis
Die schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin fasste mehrere klinische Studien zusammen, welche die Wirksamkeit von Curcumin bzw. von Curcuma-Extrakten bei den Gelenkskrankheiten Arthrose und rheumatoider Arthritis dokumentierten [4].
Unter Anderem konnte man anhand von Interventions- und Kontrollgruppe feststellen, dass eine komplementäre Behandlung mit einem Curcumin-Komplex (200 mg Curcuminoide) die Schmerzen und die Steifheit verminderte. Ferner führte die Verabreichung von Curcumin zu Verbesserungen der Gelenksfunktion sowie psychischer und sozialer Faktoren. Des Weiteren konnte eine Abnahme der biochemischen Marker festgestellt werden [4].
In einer anderen Studie wurde nachgewiesen, dass Curcumin Gelenkschmerzen und Steifheit bei MS-Patienten lindern kann und dieses wirksamer als das entzündungshemmende Medikament Diclofenac war. Dazu wurden in dieser klinischen Pilotstudie Curcumin alleine und die Kombination mit Diclofenac-Sodium bei Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis auf ihre Wirksamkeit und Sicherheit untersucht [5].
Bei einem weiteren Vergleich von Curcuma und dem Medikament Ibuprofen konnte eine Gleichwertigkeit bei der Behandlung von Kniearthrose festgestellt werden. Hier wurden 397 Patienten in 2 randomisierte Gruppen eingeteilt und davon konnten zwei Drittel eine Verbesserung verzeichnen [17].
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Curcumin verbessert die Gesundheit der Gefäße. Es kann so möglicherweise der Verkalkung der Gefäße vorbeugen, die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen.
In einer Studie aus dem Jahr 2008 vom indonesischen Journal für innere Medizin wurde die Wirkung von steigernden Curcumindosen auf den Lipidspiegel von Patienten mit akutem Koronarsyndrom untersucht. Dazu wurde eine randomisiert kontrollierte Studie mit 63 Patienten mit einer Dauer von über einem Jahr durchgeführt. Die unterschiedlichen Dosen wurden dabei dreimal täglich gegeben, die niedrigste Dosis war 15 mg, die mittlere 30 mg und die höchste lag bei 60 mg.
Es konnte so herausgefunden werden, dass bei der niedrigsten Dosis die Reduktion des LDLs und die Erhöhung des HDLs am höchsten waren. Die Triglyceride zeigten mit der höchsten Curcumin-Konzentration den höchsten Anstieg an. Die Schlussfolgerung aus dieser Studie ist, dass Curcumin in diesen Fällen einen Trend zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels und Gesamtcholesterinspiegels aufweist. [10].
Depressionen
Depressionen sind global weitverbreitet und führen zu subjektiven Leiden und Einschränkungen der Fähigkeiten. Curcumin fördert die Produktion der “Glückshormone” Dopamin und Serotonin und kann so die biologischen Mechanismen beeinflussen, die bei einer Depression mitwirken.
In einer Studie aus dem Jahr 2013 wurde Fluoxetin (20 mg), Curcumin (1000 mg) und die Kombination der beiden randomisiert beobachtet. Der Studienzeitraum betrug 6 Wochen und zeigte, dass Curcumin und Fluoxetin ähnliche Wirksamkeit lieferten [6].
In einer anderen Untersuchung (randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert), welche 2014 in der Zeitschrift Journal of Affective Disorders publiziert wurde, konnte durch die Verabreichung von 500 mg Curcumin eine signifikante Verbesserung der Symptome nachgewiesen werden [7].
Alzheimer/Demenz
In einer kleinen Studie aus Japan wurden erfolgversprechende Verbesserungen bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz erzielt. Die Probanden haben signifikante Verbesserungen ihrer Verhaltenssymptome gezeigt, nachdem Sie ein Jahr lang mit Kurkuma versorgt wurden. In zwei von drei Fällen konnte die Patientin sogar wieder ihre Familie erkennen [15].
Autoimmunerkrankungen
Unter Autoimmunerkrankungen versteht man die Schädigung von körpereigenem Gewebe und Zellen durch eine abnormale Immunreaktion. Das Immunsystem erzeugt durch verschiedenste Faktoren eine langwierige und anhaltende Immunreaktion auf Selbstantigene. Daraus können verschiedene Krankheitsbilder hervortreten, wie der systemische Lupus, Multiple Sklerose, Psoriasis, rheumatoide Arthritis und mehr [16].
In einem systematischen Review, der 31 randomisiert kontrollierte Studien umfasst, wurde die Wirkung von Kurkuma auf 10 verschiedene Autoimmunkrankheiten untersucht. Dabei wurden Behandlungen mit Curcuma longa und reinem Curcumin mit Kontrollgruppen (Placebo, konventionelle und andere kurkumafreie Therapien) verglichen [16].
Bei Takayasu ateritis (Entzündung der Blutgefäße) konnte die Behandlung mit Kurkuma den TNF-α (Entzündungsfaktor) deutlich senken [16].
Bei der Schuppenflechte (Psoriasis) konnte ebenso eine Herabsenkung verschiedenster mitwirkender Entzündungsfaktoren durch die Behandlung mit Kurkuma festgestellt werden, ohne negative Nebeneffekte hervorzurufen, wie das bei Medikamenten meistens der Fall ist. Des Weiteren konnte herausgefunden werden, dass der oxidative Stress, der mit der Schuppenflechte in Verbindung steht, mit Hilfe von Kurkuma gesenkt werden kann [16].
Quellenangaben
Studien:
[1] Xie, L., Li, X. K. & Takahara, S. (2011). Curcumin has bright prospects for the treatment of multiple sclerosis. International Immunopharmacology, 11(3), 323–330. https://doi.org/10.1016/j.intimp.2010.08.013
[2] Aggarwal, arte (2013) Curcumin – Wunderwaffe der Natur
[3] Deutsches Krebsforschungszentrum (2019). Was ist dran: Kurkuma bei Krebs?
[4] Bachmann, C. (2016). Curcuma bei Arthrose und rheumatoider Arthritis: Klinische Studien dokumentieren die Wirksamkeit von Gelbwurz-Extrakten. Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin / Swiss Journal of Integrative Medicine, 28(6), 321–323. https://doi.org/10.1159/000452613
[5] Chandran, B. & Goel, A. (2012). A Randomized, Pilot Study to Assess the Efficacy and Safety of Curcumin in Patients with Active Rheumatoid Arthritis. Phytotherapy Research, 26(11), 1719–1725. https://doi.org/10.1002/ptr.4639
[6] Sanmukhani, J., Satodia, V., Trivedi, J., Patel, T., Tiwari, D., Panchal, B., Goel, A. & Tripathi, C. B. (2013). Efficacy and Safety of Curcumin in Major Depressive Disorder: A Randomized Controlled Trial. Phytotherapy Research, 28(4), 579–585. https://doi.org/10.1002/ptr.5025
[7] Lopresti, A. L., Maes, M., Maker, G. L., Hood, S. D. & Drummond, P. D. (2014). Curcumin for the treatment of major depression: A randomised, double-blind, placebo controlled study. Journal of Affective Disorders, 167, 368–375. https://doi.org/10.1016/j.jad.2014.06.001
[8] Buhrmann, C., Mobasheri, A., Busch, F., Aldinger, C., Stahlmann, R., Montaseri, A. & Shakibaei, M. (2011). Curcumin Modulates Nuclear Factor κB (NF-κB)-mediated Inflammation in Human Tenocytes in Vitro. Journal of Biological Chemistry, 286(32), 28556–28566. https://doi.org/10.1074/jbc.m111.256180
[9] Gupta, S. C., Sundaram, C., Reuter, S. & Aggarwal, B. B. (2010). Inhibiting NF-κB activation by small molecules as a therapeutic strategy. Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Gene Regulatory Mechanisms, 1799(10–12), 775–787. https://doi.org/10.1016/j.bbagrm.2010.05.004
[10] Idrus Alwi, Teguh Santoso, Slamet Suyono, Bambang Sutrisna, Frans D Suyatna, Siti Boedina Kresno & Sri Ernie. (2008). The effect of curcumin on lipid level in patients with acute coronary syndrome. Acta medica Indonesiana, 40(4), 201–210.
[11] Hewlings, S. & Kalman, D. (2017). Curcumin: A Review of Its Effects on Human Health. Foods, 6(10), 92. https://doi.org/10.3390/foods6100092
[12] Wright, L., Frye, J., Gorti, B., Timmermann, B. & Funk, J. (2013). Bioactivity of Turmeric-derived Curcuminoids and Related Metabolites in Breast Cancer. Current Pharmaceutical Design, 19(34), 6218–6225. https://doi.org/10.2174/1381612811319340013
[13] Ravindran, J., Prasad, S. & Aggarwal, B. B. (2009). Curcumin and Cancer Cells: How Many Ways Can Curry Kill Tumor Cells Selectively? The AAPS Journal, 11(3), 495–510. https://doi.org/10.1208/s12248-009-9128-x
[14] Curcumae longae rhizoma. (2021, 9. November). European Medicines Agency. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/curcumae-longae-rhizoma
[15] Hishikawa, N., Takahashi, Y., Amakusa, Y., Tanno, Y., Tuji, Y., Niwa, H., Murakami, N. & Krishna, U. (2012). Effects of turmeric on Alzheimer′s disease with behavioral and psychological symptoms of dementia. AYU (An International Quarterly Journal of Research in Ayurveda), 33(4), 499. https://doi.org/10.4103/0974-8520.110524
[16] Zeng, L., Yang, T., Yang, K., Yu, G., Li, J., Xiang, W. & Chen, H. (2022, 1. August). Curcumin and Curcuma longa Extract in the Treatment of 10 Types of Autoimmune Diseases: A Systematic Review and Meta-Analysis of 31 Randomized Controlled Trials. Frontiers in Immunology, 13. https://doi.org/10.3389/fimmu.2022.896476
[17] Kuptniratsaikul, V., Dajpratham, P., Taechaarpornkul, W., Buntragulpoontawee, M., Lukkanapichonchut, P., Chootip, C., Saengsuwan, J., Tantayakom, K. & Laongpech, S. (2014). Efficacy and safety of Curcuma domestica extracts compared with ibuprofen in patients with knee osteoarthritis: a multicenter study. Clinical Interventions in Aging, 451. https://doi.org/10.2147/cia.s58535
Allgemeine Quellen:
Akademie für Menschliche Medizin, Newsfeed (2015), Was wir von den Indern lernen können – Kurkuma, ein Allrounder der Prävention