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Kurzbeschreibung
Quercetin ist ein wichtiger und gut erforschter Pflanzenstoff und gehört zu einer Untergruppe der Bioflavonoiden, den Flavonolen. Zusätzlich ist es eines der wichtigsten Antioxidantien und fungiert somit als Radikalfänger. Es handelt sich bei Quercetin um einen gelben, fettlöslichen Farbstoff, der in verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln wie in Äpfel, Johannisbeeren, Zwiebel, Tee, Knoblauch, Schnittlauch, grünen Bohnen, Fenchel, Nüsse, Zitrusfrüchte, Tomaten und einigen mehr zu finden ist.
Die enthaltene Menge ist dabei je nach Lebensmittel, Anbauart und Anbaugebiet verschieden. In den Pflanzen ist Quercetin glykosidisch, also an Zucker gebunden und liegt als Glykoside wie Rutin oder Isoquercitrin vor. Weitere vorkommende Verbindungen sind die Aglykone, welche nicht zuckergebunden sind. Kochen, Lagerung bei erhöhten Temperaturen (100 °C) und das Schälen können zu Konzentrationsverlusten des Quercetin-Anteils in der Nahrung beitragen. Des Weiteren weisen Pflanzen, die Ultravioletterstrahlung ausgesetzt sind, im Vergleich zu Gewächshauspflanzen einen erhöhten Quercetinwert auf, der durch ihren Abwehrmechanismus entsteht [1, 2].
Physiologische Wirkungen im Überblick
- Antioxidans und freier Radikalfänger
- Entzündungshemmend
- Hemmt die Lipidperoxidation (Entstehung von Lipidradikalen)
- Bindet Schwermetalle wie Blei und Cadmium
- Schmerzstillend
- Schützt Herz- und Blutgefäße
- Antiviral und antibakteriell
- Linderung von Diabetes und Diabeteskomplikationen
- Schützt Nervenzellen (Neuronen)
- Prävention und komplementäre Behandlung von Krebs
- Erhöht die Zinkaufnahme der Zelle
Kofaktoren
- Vitamin C - Recycling von Quercetin-Metaboliten
- Glutathion - Recycling von Quercetin-Metaboliten
- Vitamin E - Bessere Versorgung des Gehirns durch Überwindung der Blut-Hirn-Schranke
Vorkommen
- Äpfel
- Johannisbeeren
- Brombeeren
- Heidelbeeren
- Tee
- Fenchel
- Koriander
- Knoblauch
- Schnittlauch
- Grüne Bohnen
- Nüsse
- Zitrusfrüchte
- Tomaten
- Kohlsorten
- Pfeffer
Anwendungsempfehlungen und Dosierung
DGE
Es gibt bei der DGE keinen Referenzwert für Quercetin.
NährstoffAllianz
Dosierungsempfehlung für therapeutischen Anwendungen: 150 - 1000 mg / Tag
Ab 150 mg / Tag sind Wirkungen feststellbar.
Bioverfügbarkeit und Stoffwechsel
Um eine hohe Bioverfügbarkeit über die Ernährung zu gewährleisten, empfiehlt sich eine Beimengung von Fett, da es sich bei Quercetin um eine fettlösliche Substanz handelt. Ebenso könnte Vitamin C die Wirksamkeit verlängern, da es den oxidativen Abbau von Quercetin laut einer in vitro Studie verhinderte [3].
Generell kommt es bei der Aufnahme über den Darm darauf an, in welcher chemischen Form Quercetin vorliegt, da es als Monoglukosid besser im Dünndarm aufgenommen wird als Rutin oder das Aglykon. Des Weiteren werden die unterschiedlichen Formen in verschiedenen Darmabschnitten aufgenommen. Dabei spielen das Mikrobiom sowie Enzyme eine wichtige Rolle beim Verdau in gut aufnahmefähige Metabolite.
Die Bioverfügbarkeit von Quercetinglykosiden in gesunden Menschen variiert zwischen 3-17% und ist abhängig von verschiedenen individuellen Faktoren. Im Dickdarm werden beispielsweise Rutin und andere Quercetinglykoside, welche an Oligo- oder Polysaccharide gebunden sind als Aglykone aufgenommen. Diese entstehen durch die Abspaltung des Zuckers (Deglycosylierung), welche von Enterobakterien durchgeführt wird. Die Monoglykoside des Quercetins können nach enzymatische Spaltung jedoch bereits im Dünndarm aufgenommen werden. Nach der Aufnahme durch die Darmzellen werden die Substanzen in das Blut abgegeben und gelangen von dort in die Leber zur Metabolisierung oder werden in den Lymphen an die Körpersysteme verteilt, wo sie gebraucht und ebenso umgewandelt werden. Die hauptsächliche Ausscheidung erfolgt über den Stuhl oder Urin [2].
Quercetin in Nahrungsergänzungsmitteln
Die Aufnahme variiert je nach Lebensmittel und Region zwischen 5-500 mg/Tag. Kommt es zu einem therapeutischen Einsatz, sind Nahrungsergänzungsmittel eine sinnvollere Wahl, da sie eine deutlich höhere und schnellere Bioverfügbarkeit aufweisen als Lebensmittel. Die bessere Verfügbarkeit der Nahrungsergänzungsmittel kommt daher, dass Quercetin in Form von Phytosomen, Liposomen, Mikro- oder Nanoteilchen vorliegt. Jedoch sollten diese nicht gemeinsam mit dem Essen oder als Suspension eingenommen werden, da die Aufnahme und somit Bioverfügbarkeit verringert wird [1, 2, 4, 5, 6, 7].
Gegenanzeigen
- Medikation von Digoxin, Fluorchinolon-Antibiotika
- Eisenmangelanämie
Wechselwirkungen mit Medikamenten
- blutsenkende Medikamente
- Antidiabetika
Therapeutische & präventive Einsatzgebiete
- Krebs
- Leaky-Gut-Syndrom (löchriger Darm)
- Darmentzündungen
- Vireninfektionen
- Bakterien, Pilze und Parasiten
- Diabetes und Diabeteskomplikationen
- Bluthochdruck
- Dyslipidämie
- Asthma
- Polyzystische Ovarialsyndrom
- Rheumatoide Arthritis
- Übergewicht
Bluthochdruck
In einer randomisiert doppelblind kontrollierten Crossover-Studie wurde die Wirkung von Quercetin in Bezug auf Bluthochdruck an 41 teilnehmenden Patienten überprüft. Dazu gab man einem Teil der Patienten 730 mg Quercetin/Tag und dem anderen Teil ein Placebo über einen Zeitraum von 28 Tagen. Nach Ablauf der Studiendauer konnte man feststellen, dass die Patienten mit Hypertonie im 1. Stadium eine deutliche Verringerung (P < 0,01) der diastolischen (-5 ± 2 mm Hg), systolischen (-7 ± 2 mm Hg) und mittleren arteriellen Druckes (-5 ± 2 mm Hg) aufwiesen [13].
Quercetin und Krebs
In einigen Studien an Zellen und in lebenden Organismen konnte die Antitumorwirkung von Quercetin festgestellt werden. Die Wirkmechanismen die dahinterstecken sind vielseitig und beinhalten die Veränderung des Fortschreitens des Zellzyklus, Förderung der Autophagie (Zellrecycling) und des Zelltodes sowie Hemmung des Zellwachstums und der Metastasierung (Absiedelung des Tumors). Zudem kann Quercetin durch epigenetische Modulation (Ein-/ Ausschalten von Genen ohne Erbgutveränderung) das Tumorwachstum und die Entwicklung hemmen. Eine besonders wesentliche Eigenschaft ist, dass Quercetin keine toxischen Effekte auf die gesunden Zellen hat [2, 8].
In einer Studie konnte am Beispiel Eierstockkrebs die krebshemmende Wirkung von Quercetin gezeigt werden. Eierstocktumor ist weitverbreitet, schnellwachsend und nur vorübergehend chemosensitiv. In Zusammenhang mit üblichen Krebstherapeutika konnte Quercetin die krebsabtötende Wirkung verstärken [9]. Zusätzlich geht aus einer in vitro Studie an verschiedenen Krebszellen hervor, dass Quercetin in Kombination mit Curcumin einen synergistischen Effekt auf Krebszellen hat der das Wachstum hemmt [10].
Quercetin und Asthma
In einer Pilotstudie wurden Patienten mit leichtem bis mittlerem Asthma und Schnupfen zusätzlich zu einer Standardtherapie 30 Tage mit phytosomalem Quercetin behandelt. Dabei bekamen 20 Patienten 500 mg/Tag phytosomales Quercetin mit insgesamt 200 mg reinem Quercetin und 10 Patienten 250 mg/Tag phytosomales Quercetin mit insgesamt 100 mg reinem Quercetin. Die Kontrollgruppe mit 28 Patienten wurde mit der Standardtherapie behandelt. Die Ergebnisse nach der Dauer von 30 Tagen zeigten, dass die zusätzliche Einnahme von Quercetin-Phytosom zu einer Verringerung der Häufigkeit und Schwere von Asthmaanfällen führte sowie zu einer Verbesserung der Lungenfunktion und zur Abnahme von oxidativem Stress. Darüber hinaus verringerte es den Einsatz von Inhalatoren, Nasentropfen und Notfallmedikamenten bei Patienten mit Asthma und Rhinitis [11].
Quercetin und erhöhte Harnsäure
Ein erhöhter Harnsäurewert über einen langen Zeitraum ist unter anderen ein Risikofaktor für Gicht, Insulinresistenz und Typ 2 Diabetes. In einem in vitro Laborversuch fanden Wissenschaftler heraus, dass Quercetin im finalen Schritt der intrazellulären Harnsäure-Produktion eingreift und diese verhindert. Auf Basis dieser Erkenntnisse gab man Männern mit erhöhten Harnsäurewerten 4 Wochen eine Quercetinsupplementation mit täglich 500 mg Quercetin. Die Ergebnisse zeigten den gewünschten Effekt und verringerten die Harnsäure. Somit zeigte sich, dass Quercetin dazu beitragen kann die Harnsäure im Blut auf einem gesunden Spiegel zu halten und vor der Bildung von Harnsäurekristallen schützt [12].
Quellenangaben
Studien und Primärquellen
[1] Batiha, G. E. S., Beshbishy, A. M., Ikram, M., Mulla, Z. S., El-Hack, M. E. A., Taha, A. E., Algammal, A. M. & Elewa, Y. H. A. (2020). The Pharmacological Activity, Biochemical Properties, and Pharmacokinetics of the Major Natural Polyphenolic Flavonoid: Quercetin. Foods, 9(3), 374. https://doi.org/10.3390/foods9030374
[2] Ulusoy, H. G. & Sanlier, N. (2019). A minireview of quercetin: from its metabolism to possible mechanisms of its biological activities. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 60(19), 3290–3303. https://doi.org/10.1080/10408398.2019.1683810
[3] Guo, Y. & Bruno, R. S. (2015, März). Endogenous and exogenous mediators of quercetin bioavailability. The Journal of Nutritional Biochemistry, 26(3), 201–210. https://doi.org/10.1016/j.jnutbio.2014.10.008
[4] Parasuraman, S., Anand David, A. & Arulmoli, R. (2016). Overviews of biological importance of quercetin: A bioactive flavonoid. Pharmacognosy Reviews, 10(20), 84. https://doi.org/10.4103/0973-7847.194044
[5] Russo, M., Spagnuolo, C., Tedesco, I., Bilotto, S. & Russo, G. L. (2012). The flavonoid quercetin in disease prevention and therapy: Facts and fancies. Biochemical Pharmacology, 83(1), 6–15. https://doi.org/10.1016/j.bcp.2011.08.010
[6] Wolffram, S. (2011). Wie viel kommt an? Aktuelle Ernährungsmedizin, 36(S 01), S10–S14. https://doi.org/10.1055/s-0030-1265997
[7] Riva, A., Ronchi, M., Petrangolini, G., Bosisio, S. & Allegrini, P. (2018). Improved Oral Absorption of Quercetin from Quercetin Phytosome®, a New Delivery System Based on Food Grade Lecithin. European Journal of Drug Metabolism and Pharmacokinetics, 44(2), 169–177. https://doi.org/10.1007/s13318-018-0517-3
[8] Tang, S., Deng, X., Zhou, J., Li, Q., Ge, X. & Miao, L. (2020). Pharmacological basis and new insights of quercetin action in respect to its anti-cancer effects. Biomedicine & Pharmacotherapy, 121. https://doi.org/10.1016/j.biopha.2019.109604
[9] Vafadar, A., Shabaninejad, Z., Movahedpour, A., Fallahi, F., Taghavipour, M., Ghasemi, Y., Akbari, M., Shafiee, A., Hajighadimi, S., Moradizarmehri, S., Razi, E., Savardashtaki, A. & Mirzaei, H. (2020). Quercetin and cancer: new insights into its therapeutic effects on ovarian cancer cells. Cell & Bioscience, 10(1). https://doi.org/10.1186/s13578-020-00397-0
[10] Srivastava, N. S. & Srivastava, R. A. K. (2019, Januar). Curcumin and quercetin synergistically inhibit cancer cell proliferation in multiple cancer cells and modulate Wnt/β-catenin signaling and apoptotic pathways in A375 cells. Phytomedicine, 52, 117–128. https://doi.org/10.1016/j.phymed.2018.09.224
[11] Cesarone, M. R., Belcaro, G., Hu, S., Dugall, M., Hosoi, M., Ledda, A., Feragalli, B., Maione, C. & Cotellese, R. (2020, Januar). Supplementary prevention and management of asthma with quercetin phytosome: a pilot registry. Minerva Medica, 110(6). https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31578841/
[12] Shi, Y. & Williamson, G. (2016, 20. Januar). Quercetin lowers plasma uric acid in pre-hyperuricaemic males: a randomised, double-blinded, placebo-controlled, cross-over trial. British Journal of Nutrition, 115(5), 800–806. https://doi.org/10.1017/s0007114515005310
[13] Edwards, R. L., Lyon, T., Litwin, S. E., Rabovsky, A., Symons, J. D. & Jalili, T. (2007). Quercetin Reduces Blood Pressure in Hypertensive Subjects. The Journal of Nutrition, 137(11), 2405–2411. https://doi.org/10.1093/jn/137.11.2405
Allgemeine Quellen: (nicht mit Nr. im Text versehen; Bsp.: Bücher, andere Portale)
- Stiftung Orthoknowledge https://orthoknowledge.eu/forschung/quercetin/quercetin-ein-vielseitiges-biomolekul/
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/sekundaere-pflanzenstoffe-und-ihre-wirkung/
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