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Kurzbeschreibung
Jod ist ein essentieller Nährstoff, der über die Nahrung aufgenommen wird. 99% des im Körper vorhandenen Jods ist in der Schilddrüse gespeichert, wo es als notwendiger Bestandteil in den Hormonen Thyroxin und Trijodthyronin und als Dijodtyrosin vorkommt.
Bei Jodmangel kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon), welches das Wachstum der Schilddrüse stimuliert und in weiterer Folge zur Kropfbildung führt. Deutschland gilt als Jodmangelgebiet und durch die Jodierung von Futtermitteln wird der Mangel an Jod in den Böden teilweise ausgeglichen. Außerdem wird Speisesalz mit Natrium- oder Kaliumiodat versetzt verkauft. Trotzdem ist ein Großteil der Bevölkerung unterversorgt. Wenn kein Jodsalz verwendet wird, erreichen 96% der Männer und 97% der Frauen die Empfehlung für die Jodzufuhr nicht. Unter Verwendung von jodiertem Speisesalz würden laut den Verfassern der nat. Verzehrstudie nur noch 28% der Männer und 53% der Frauen unterhalb der Empfehlung für die Jodzufuhr liegen. Ein weitverbreitetes Symptom eines Jodmangels ist der Kropf, auch Struma genannt. In Deutschland weisen mehr als 30 Prozent der Erwachsenen eine Schilddrüsenvergrößerung oder Schilddrüsenknoten auf.
Physiologische Wirkungen im Überblick
Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone T3 und T4 und steuert folgende Prozesse:
- Sauerstoffverbrauch
- Grundumsatz und Energiestoffwechsel in den Geweben
- Kohlenhydrat-, Eiweiß-, und Fettstoffwechsel
- Teilung und Wachstum aller Zellen
- Herzschlag
- Körpertemperatur
- Wachstum
- Knochenbildung
- intellektuelle Entwicklung
Kofaktoren
Selen: Beteiligung an der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Sind die Spiegel des Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4) hoch, die von Trijodthyronin (T3) dagegen niedrig, ist die Gabe von Selen wichtig.
Vorkommen
- Seefisch
- alkoholfreie Getränke
- Milcherzeugnisse
- Käse
- jodiertes Speisesalz
- Algen
Anwendungsempfehlungen und Dosierung
DGE
Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die DGE unterscheidet zwischen Kindern, Männern, Frauen, Schwangeren, Stillenden - bitte im Einzelfall prüfen
180-200 µg / Tag
NährstoffAllianz
Dosierungsempfehlung der NährstoffAllianz
bis 250 µg / Tag
Kontraindikationen
- Überfunktionen der Schilddrüse
- Jodallergie
- Thyreoiditis - Eine längere Einnahme von 1-2 mg Jod am Tag führt zu einer Überfunktion der Schilddrüse und kann eine Schilddrüsenentzündung auslösen, die lebensgefährlich sein kann.
Risikogruppen und Mangelfaktoren
Risikogruppen für Mangel:
- Schwangere
- Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Vermeidung von jodhaltiger Nahrung nötig)
- Vegetarier und Veganer (Jodvorkommen überwiegend in tierischer Nahrung)
- Sportler (Jodverlust über den Schweiß)
Mangelfaktoren
Fluor kann bei Aufnahme größerer Mengen das Jod verdrängen und Störungen in der Schilddrüsenfunktion verursachen.
Mangelerscheinungen
Mangelerscheinungen
- Müdigkeit, Trägheit
- Depression
- Gewichtszunahme
- Kropfbildung
- schwerwiegende Schädigung des Kindes (Kretinismus)
- Verlangsamung des Stoffwechsels
- verminderte körperliche und geistige Leistungsbereitschaft
- blasse, trockene Haut
- struppige Haare
- Kälteempfindlichkeit
- Reizbarkeit, Labilität
- häufiger Stuhl
- Regelstörungen bei der Frau
- schnelles Herzschlagen
- Jod-Akne
Symptome bei Überdosierung
Symptome bei Überdosierung:
- Gewichtsverlust bei gutem Appetit
- starkes Schwitzen
- Wärmeunverträglichkeit
- Zittern
- Reizbarkeit, Labilität
- häufiger Stuhl
- Regelstörungen bei der Frau
- schnelles Herzschlagen
- Jod-Akne
Irreführende und falsche Aussagen
“Schilddrüsenerkrankungen entstehen bei zu viel Jod”: Die meisten Schilddrüsenunterfunktionen und auch die Kropfbildung haben eine zu geringe Jodaufnahme als Ursache. Nur bei langer Überdosierung (1-2 mg/Tag) entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion.
“Bei Hashimoto-Thyreoiditis muss auf Jod verzichtet werden”: inzwischen wurde in zahlreichen Studien bewiesen, dass auch Hashimoto-Betroffene Jod und Selen brauchen [1].
Therapeutische & präventive Einsatzgebiete
Hashimoto-Thyreoiditis
Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis ist neben Jod auch die Gabe von Selen zur Senkung der Antikörperspiegel sinnvoll [1].
Struma / Kropfbildung
Wird meist durch eine Unterversorgung von Jod über längere Zeit verursacht. Ein Drittel der Deutschen hat eine leichte Struma, resultierend aus dem Jodmangel in den Ackerböden. Die Gabe von Jod kann eine Verkleinerung der Schilddrüse ermöglichen. Als Therapie stehen eine medikamentöse, eine operative oder eine nuklearmedizinische Behandlung zur Verfügung.
Quellenangaben
Studien und Primärquellen:
[1] Hu, S. & Rayman, M. P. (2017). Multiple Nutritional Factors and the Risk of Hashimoto’s Thyroiditis. Thyroid, 27(5), 597–610. https://doi.org/10.1089/thy.2016.0635
Allgemeine Quellen (nicht mit Nr. im Text versehen; Bsp.: Bücher, andere Portale):
- Nationale Verzehrsstudie II, Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, 2008
- Schmiedel, V. (2019). Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente: Ernährung, Diagnostik und Nährstofftherapie (3. Aufl.). Georg Thieme Verlag.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Abgerufen am 2. Februar 2021, von https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/