Fasten: Chancen & Grenzen – Diabetes im Fokus

4,9 Minuten LesezeitVeröffentlicht am: 12. Januar 2023Von Kategorien: Unkategorisiert

Die im folgenden aufgeführte Studie zeigt, das medizinisch überwachtes Fasten für Typ-1-Diabetiker grundsätzlich möglich ist. Dennoch sollte das Risiko einer fastenbedingten Stoffwechselübersäuerung ernst genommen und ärztlich beaufsichtigt sowie ggf. eingegriffen werden. So könnte Fasten eine zukünftige Möglichkeit sein, zur Verbesserung der Lebensqualität und Langzeitkomplikationen von Diabetes mellitus Typ-1-Betroffenen, beizutragen.   


Bei einer Reihe von Krankheiten und Körperzustände wird von einer Fastenkur, zum aktuellen Zeitpunkt, kategorisch abgeraten, weil sie entweder wirkungslos bleiben oder Erkrankungen noch verschlimmern können. Darunter fallen:  

  • „zehrende Krankheiten“ (Krebs, Schilddrüsenüberfunktion) 
  • Chron. Entzündungen & Erkrankungen 
  • Nach und während schweren Infektionen & Krankheiten oder Operationen 
  • Altersschwäche, Demenz 
  • Essstörungen & Untergewicht 
  • Schwangerschaft & Stillzeit 
  • Bei Diabetes Typ 1 und 2 ist Fasten nur unter ärztlicher Aufsicht möglich 

Fasten bei Diabetes mellitus Typ 1 und 2 

Bei Diabetikern ist die Insulinfunktion mangelhaft bis gar nicht vorhanden. Durch Fasten kann diese Funktion ganz oder teilweise wieder hergestellt werden. Die Kombination von Insulininjektion/blutzuckersenkenden Medikamenten und gleichzeitigem Fasten kann zu einer extremen Senkung des Blutzuckers führen, mit nachfolgendem Zuckerschock, in einigen Fällen bis zum Tod.  

Die von Diabetikern eingenommenen Medikamente senken zwar den Blutzuckerspiegel, beheben jedoch nicht die zahlreichen Ursachen, welche dem Diabetes zugrunde liegen. Der Fastenmodus würde durch die Verringerung der mit Diabetes verknüpften Risikofaktoren wie z.B. Übergewicht, einen erhöhten IGF-1-Level (Wachstumsfaktors Insulin-like Growth Factor 1, welcher mit dem Auftreten von Diabetes in Zusammenhang steht) und einem erhöhten Nüchternblutzucker zu einer gesundheitlichen Verbesserung bei Diabetikern und Prädiabetikern führen. Jedoch sollte kein Diabetiker aus den o.g. Gründen eine Diät oder Fastenkur auf eigene Faust durchführen. Eine enge Betreuung unter Anpassung der blutzuckersenkenden Medikation ist zwingend notwendig um lebensbedrohliche Zustände zu vermeiden. 

Vor allem bei Typ-1-Diabetikern gilt das Fasten allgemein als zu riskant. Jedoch konnte eine nicht-randomisierte, kontrollierte Pilotstudie der Forschergruppe um Dr. Bettina Berger von der Universität Witten/Herdecke aus dem Jahr 2021 zeigen, dass auch Typ-1-Diabetiker eine Woche lang fasten können. Die Ergebnisse von 20 Probanden mit Diabetes mellitus Typ-1 und 10 Gesunden wurden vor, direkt nach und vier Monate nach einer sieben tägigen Fastenperiode mittels Buchinger Heilfasten miteinander verglichen. Nach vier Monaten war durchschnittlich eine Körpergewichtsabnahme um ein Kilogramm sowie ein Absinken um eine Einheit im Body-Mass-Index zu verzeichnen. Die Insulindosis konnte von 24,4 I.E. am Tag vor dem Fasten auf 7,6 I.E. am Tag 7 des Fastens gesenkt werden. Der Blutdruck blieb im gesunden Bereich und fastenbedingte Nebenwirkungen waren zwar bei Typ-1-Diabetikern im Vergleich zur den Nicht-Typ-1-Diabetikern etwas häufiger, aber alle vorübergehend. Auch eine diabetische Ketoazidose (Stoffwechselübersäuerung aufgrund zu hoher Konzentration von Ketonkörper im Blut, durch Insulinmangel) trat während der Fastenperiode nicht auf. Schwere Hypo- oder Hyperglykämien mit Bewusstlosigkeit oder Notwendigkeit eines externen Eingreifens traten nicht auf. Der Blutzucker wurde mindestens viermal täglich kontrolliert sowie weitere Risikoparameter und unerwünschte Ereignisse. Bei Unwohlsein bzw. unerwünschten Messergebnissen wurde entsprechend regulierend eingegriffen [1].  

Allgemein zu berücksichtigen 

Wichtig ist auch, sich an den Fastenablauf inklusive Vor- und Nachbereitungen zu halten. Ansonsten kann es zu einem Stoffwechselschock mit möglicherweise negativen Folgen für die Gesundheit kommen. Vor allem, wenn man nach längerer Zeit der Nahrungspause abrupt wieder isst bzw. trinkt wie vor dem Fasten (z.B. Schnitzel mit Pommes, Alkoholkonsum etc.) 

Zudem kann es durch das Fasten zu einer höheren Stresshormonausschüttung im Körper kommen, was zu Wasseransammlungen, schlechter Laune und Schlafproblemen führen kann. Die für den weiblichen Zyklus wichtige Hormonproduktion von Progesteron und Östrogen kann ebenfalls durch die überzähligen Stresshormone gehemmt werden. Somit ist es besonders für Frauen wichtig, eine typgerechte Fastenmethode zu wählen, um im Hormongleichgewicht zu bleiben. 

Fazit: 

Bevor sich für eine Fastenkur oder eine Dauerfastenart entschieden wird, ist die ärztliche Abklärung des individuellen Gesundheitszustands als allererster Schritt dringend zu empfehlen. Medikamenteneinnahmen und bestehende Krankheiten sind zu berücksichtigen. Einige Medikamente können nicht nüchtern eingenommen werden. Dies gilt es ebenfalls für Intervallfastenmethoden zu berücksichtigen! Wenn mit diesem Bewusstsein an eine Fastenkur herangegangen wird, kann diese möglicherweise trotzdem bei auf den ersten Blick erscheinenden “Ausschlusskriterien” unter entsprechend (medizinisch) angepassten Bedingungen und engmaschiger Betreuung, durchgeführt werden. Bei völliger Gesundheit und bewusster Vorbereitung auf die Fastenkur, kann die jeweils gewählte Fastenart für die in den vorigen Newslettern beschriebenen Zeiträumen „zu Hause“ in Eigenregie durchgeführt werden. 

Grundsätzlich stellt Fasten kein Allheilmittel und auch keine Diät dar. Wer nur unregelmäßig fastet, dazwischen aber immer wieder in alte gesundheitsschädliche Ernährungsmuster und Gewohnheiten zurückfällt, kann dadurch zwar evtl. die Entstehung von Krankheiten verzögern, betreibt aber keine auf Dauer ausreichende Gesundheitsvorsorge. Auch sollte das Fasten nicht zur alleinigen Gewichtsreduktion betrieben werden, der Gewichtsverlust ist eher sekundärer Nebeneffekt. Eine Fastenkur sollte idealerweise als Einstieg in ein insgesamt gesundheitsbewussteres Leben genutzt und Ernährungs- und Lebensstilstrategien für die Zeit danach überlegt werden.  


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Quelle: 

[1] Berger B et al. (2021) Seven-day fasting as a multimodal complex intervention for adults with type 1 diabetes: Feasibility, benefit and safety in a controlled pilot study. Nutrition. Jun https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33636417/ 

Foto von PhotoMIX Company: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-die-schwarze-rohre-halt-1001897/  


Bisher erschienen in dieser Reihe: 

Ankündigung: Das große Fasten Spezial 

Klassisches Heilfasten – Buchinger Fasten 

Saft-, Basen- & Früchtefasten 

Suppenfasten  

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