Kurzbeschreibung
Die Omega-6-Fettsäuren gehören gemeinsam mit Omega-3-Fettsäuren zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFAs). Da der Körper sie nicht selbst synthetisieren kann, gelten sie als essenziell und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Chemisch zeichnet sich eine Omega-6-Fettsäure dadurch aus, dass ihre erste Doppelbindung am sechsten Kohlenstoffatom vom Fettsäureende aus gezählt liegt.
Zur Familie der Omega-6-Fettsäuren gehören verschiedene Einzelfettsäuren. Besonders Linolsäure sowie Arachidonsäure kommen in hoher Konzentration in bestimmten Lebensmitteln vor. Nach der Aufnahme dieser Lebensmittel wird Linolsäure in der Leber schrittweise weiterverarbeitet: Zunächst entsteht durch das Enzym Δ6-Desaturase die γ-Linolensäure (GLA). Anschließend verlängert das Enzym Elongase die Fettsäure zu Dihomo-γ-Linolensäure (DGLA). Durch die Δ5-Desaturase entsteht schließlich Arachidonsäure (AA), die weiter zu Docosapentaensäure (DPA n-6) umgewandelt werden kann. Jede dieser Fettsäuren erfüllt spezifische Funktionen und trägt auf unterschiedliche Weise zur Gesundheit des Körpers bei [14].

Abbildung 1: Stoffwechsel von Omega-6 Fettsäuren (Quelle: Duan et al., 2023)
Zu viel Omega-6-Fettsäuren?
Die westliche Ernährung, insbesondere in Ländern wie Deutschland und Österreich, zeigt ein deutlich unausgeglichenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren. Hauptursachen sind der hohe Verzehr von Fetten und Ölen mit hohem Omega-6-Gehalt sowie stark verarbeiteten Lebensmitteln. Gleichzeitig enthalten Fleisch, Eier und Fisch aufgrund intensiver Tierhaltung deutlich weniger Omega-3-Fettsäuren als früher. Auch die Züchtung moderner Kulturpflanzen hat den Omega-3-Gehalt im Vergleich zu ursprünglichen Wildpflanzen reduziert.
In westlichen Ländern ist die tägliche Aufnahme von Linolsäure (LA) von ursprünglich etwa 2,7 g auf aktuell 4,9–21 g angestiegen, was rund 4–10 % der gesamten Energiezufuhr entspricht. Empfohlen werden lediglich 2,5 %, um einen Mangel an essenziellen Omega-6-Fettsäuren zu vermeiden [11].
Ein hoher Konsum von Omega-6-Fettsäuren führt zu einer Enzymkonkurrenz: Während Omega-6 überwiegend die Bildung entzündungsfördernder Gewebshormone unterstützt, wirken Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend. Ein dauerhaft unausgeglichenes Omega-6/Omega-3-Verhältnis kann chronische Entzündungen begünstigen und das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöhen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, verschiedenste Krebsarten, Allergien und neurodegenerative Erkrankungen [11,13,15].
Physiologische Wirkungen im Überblick
Omega-6-Fettsäuren werden mit der Nahrung aufgenommen, im Magen und Dünndarm freigesetzt und über die Darmwand ins Blut transportiert. Im Körper können sie drei Wege einschlagen:
- Einbau in Körperzellen: Sie werden in Zellmembranen eingebaut, wo sie für deren Funktion und Elastizität verantwortlich sind. Darüber hinaus können sie in Speicherfette eingebaut werden, wo sie als Energiereserve dienen.
- Energiegewinnung: In den sogenannten Mitochondrien (den Kraftwerken der Zellen) werden sie abgebaut und zu Energie umgewandelt. Diese kann dann für körperliche Aktivitäten usw. genutzt werden.
- Umwandlung in andere Fettsäuren: Enzyme wandeln Linolsäure in längerkettige Fettsäuren wie Arachidonsäure um. Diese nutzt der Körper als Bausteine für Botenstoffe, die Entzündungen, die Blutgerinnung und das Immunsystem steuern [1].
Die unterschiedlichen Omega 6 Fettsäuren haben verschieden Aufgaben im Körper:
Linolsäure (LA)
Linolsäure dient als Vorläufer für andere Omega-6-Fettsäuren, darunter γ-Linolensäure, Dihomo-γ-Linolensäure, Arachidonsäure, Adreninsäure und Docosapentaensäure. Ein Teil der Linolsäure wird in die Phospholipidschicht der Zellmembranen von Haut-, Immun- und Nervenzellen eingebaut. Dort sorgt sie dafür, dass die Membranen flexibel bleiben und Signale zwischen den Zellen effektiv übertragen werden können.
Zusätzlich kann Linolsäure in Triglyceride umgewandelt und in Fettzellen (Adipozyten) gespeichert werden. Bei Energiemangel, zum Beispiel während des Fastens oder bei Unterernährung, wird diese gespeicherte Energie wieder freigesetzt. Wie alle Fette liefert Linolsäure 9 Kilokalorien pro Gramm.
γ-Linolensäure (GLA)
γ-Linolensäure wird rasch und effizient in Dihomo-γ-Linolensäure umgewandelt, weshalb sie nur in sehr geringem Umfang ([1].
Dihomo-γ-Linolensäure (DGLA)
Aus DGLA entstehen die Serie-1-Eicosanoide (z. B. Prostaglandin E1, 15-Hydroxyeicosatriensäure), die entzündungshemmend wirken, indem sie die Aktivität proinflammatorischer Stoffe wie IL-6, TNF-α und NF-κB hemmen [1].
Arachidonsäure (AA)
Die Arachidonsäure wird in die Phospholipide der Zellmembranen eingebaut und dort in inaktiver Form gespeichert. So trägt sie zur Flexibilität und Funktion der Zellen bei.
Bei einer zellulären Aktivierung, z.B. durch Infektionen, Entzündungen, Hormone oder Wachstumsfaktoren, wird die Arachidonsäure durch das Enzym Phospholipase aus der Membran freigesetzt. Die freiwerdende Arachidonsäure kann dann für verschiedene Prozesse im Körper genutzt werden:
- Bildung von Prostaglandinen und Thromboxanen, die bei Entzündungen, Blutgerinnung, Schmerzen und Fieber eine Rolle spielen.
- Bildung von Leukotrienen und Lipoxinen, die an Entzündungen und Immunreaktionen beteiligt sind.
- Umwandlung in Epoxide und Hydroxyeicosatetraensäuren, die für zelluläre Signalübertragungen wichtig sind [7].
Mangelerscheinungen
- Vermindertes Wachstum bei Kindern und Säuglingen
- Schuppige und/oder trockene Hautausschläge
- Verminderte Wundheilung
- Beeinträchtigte Immunfunktion, erhöhte Infektanfälligkeit
- Fortpflanzungsprobleme
- Neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schmerzen in den Extremitäten
- Kognitive und psychische Veränderungen (z.B. Konzentrationsstörungen, Verstimmungen, Depressionen) [12]
Bemerkung: Ein Mangel an Omega-6-Fettsäuren ist in der industriell geprägten Ernährung westlicher Länder sehr selten. Bei industriell verarbeiteten Lebensmitteln werden preiswerte Omega-6-Fettsäuren im Übermaß eingesetzt (z.B. durch die Verwendung von Sonnenblumenöl).
Kofaktoren
Die Umwandlung von Omega-6-Fettsäuren erfolgt hauptsächlich über die Enzyme Desaturase und Elongase, die Linolsäure (LA) in bioaktive Derivate wie GLA, DGLA und Arachidonsäure (AA) umwandeln. Für einen optimalen Stoffwechsel dieser Fettsäuren ist ein ausgewogenes Nährstoffangebot wichtig, insbesondere Vitamine wie A, B6, C sowie Mineralstoffe wie Zink und Magnesium.
Vorkommen
Omega-6-Fettsäuren kommen insbesondere in pflanzlichen Ölen wie Distel-, Sonnenblumen-, Mais-, Soja- oder Walnussöl sowie in Fetten vor. Auch tierische Produkte wie Fleisch, Innereien, Wurst, Eier und Milchprodukte liefern Omega-6. Zusätzlich finden sich Omega-6-Fettsäuren häufig in stark verarbeiteten Lebensmitteln, da diese oft pflanzliche Öle enthalten. Dazu zählen Fertiggerichte, Tiefkühlprodukte, Chips und Snacks, Backwaren wie Kekse und Kuchen, Margarine, Fast-Food-Produkte sowie Dressings, Saucen und Mayonnaise [5].
Tabelle 1: Omega-6-reiche Lebensmittel [5].
| Lebensmittel | Omega-6-Fettsäuren [mg/100 g] | Linolsäure [mg/100 g] | Arachidonsäure [mg/100 g] | Dominierende Fettsäure |
|---|---|---|---|---|
| Fette und Öle | ||||
| Distelöl | 75 120 | 75 | 0 | LA |
| Mohnöl | 72 800 | 73 | 0 | LA |
| Traubenkernöl | 65 900 | 656 | 0 | LA |
| Sonnenblumenöl | 59 788 | 60 | 0 | LA |
| Weizenkeimöl | 55 664 | 56 | 0 | LA |
| Maiskeimöl | 54 004 | 54 | 0 | LA |
| Sojaöl | 52 850 | 53 | 0 | LA |
| Walnussöl | 53 260 | 52 | 0 | LA |
| Kürbiskernöl | 46 348 | 46 | 0 | LA |
| Sesamöl | 42 700 | 43 | 0 | LA |
| Erdnussöl | 21 550 | 22 | 0 | LA |
| Rapsöl | 19 333 | 19 | 0 | LA |
| Margarine | 17 100 | 17 | 0 | LA |
| Schweineschmalz | 11 050 | 9 | 1 700 | AA |
| Olivenöl (nativ extra) | 10 941 | 11 | 0 | LA |
| Palmöl | 9 600 | 10 | 0 | LA |
| Butter | 1 333 | 2 | 39 | AA |
| Fleisch und Innereien | ||||
| Grammeln | 5 170 | 4 | 680 | AA |
| Huhn | 4 272 | 4 | 732 | AA |
| Wurst | 2 076 | 2 | 89 | AA |
| Schweinefleisch | 1 301 | 1 | 38 | AA |
| Innereien | 788 | 0 | 337 | AA |
| Pute | 564 | 1 | 104 | AA |
| Ei | ||||
| Hühnerei (Vollei) | 1 389 | 1 | 56 | AA |
Anwendungsempfehlungen und Dosierung
Ein günstiges Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 liegt idealerweise bei etwa 1:1 bis maximal 1:5. Pflanzliche Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Leinsamen) werden im Körper nur schlecht in die Formen umgewandelt, die Entzündungen durch die tierische Omega-6-Fettsäure (z. B. aus Fleisch) bremsen können. Deshalb wirken sie weniger effektiv als Omega-3-Öle aus Fisch oder Algen.
In der typischen westlichen Ernährung liegt das O3/O6-Verhältnis der Fettsäuren aber oft viel höher – etwa 1:10 bis 1:20. Das liegt am übermäßigen Verzehr von Omega-6-reichen Lebensmitteln (z. B. viele Pflanzenöle, Fertigprodukte) und der geringen Aufnahme von Omega-3-reichen Lebensmitteln (z. B. fetter Fisch, Leinsamen) [3].
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für die tägliche Energiezufuhr folgende Anteile an Linolsäure (Omega-6-Fettsäure):
- Säuglinge:
- 0–4 Monate: 4,0 %
- 4–12 Monate: 3,5 %
- Kinder:
- 1–4 Jahre: 3,0 %
- 4–15 Jahre: 2,5 %
- Erwachsene (>15 Jahre) 2,5 %
- Schwangere: 2,5 %
- Stillende: 2,5 %
Personen mit einem hohen Aktivitätsniveau (PAL > 1,7), zum Beispiel Sportler, können einen höheren Anteil benötigen [6].
Risikogruppen und Mangelfaktoren
- Menschen mit Mangelernährung
- Menschen mit Malabsorptionsstörung (z.B. Zöliakie, Morbus Crohn, Zystischer Fibrose) oder Gastrointestinale Störungen (z.B. Gallenstau, Pankreatitis)
Therapeutische und präventive Anwendungsgebiete sowie Gegenanzeigen
Omega-6-Fettsäuren haben ein zwiespältiges Wirkprofil und können je nach Kontext und Dosierung sowohl positive als auch negative Effekte auf die Gesundheit haben. Sie sind unverzichtbar für den Körper und können unter bestimmten Bedingungen sogar präventive oder therapeutische Wirkungen entfalten. Entscheidend ist dabei stets ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine erhöhte Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren wird teilweise mit einer verstärkten Produktion von proinflammatorischen Botenstoffen, wie Prostaglandin E2 und Leukotrien B4, in Verbindung gebracht, was theoretisch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnte. Diese Annahme ist jedoch weiterhin kontrovers [17].
Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden unter anderem durch die Blutfettwerte beeinflusst. Studien belegen, dass die Einnahme von Linolsäure insbesondere das LDL-Cholesterin und Gesamtcholesterin senken kann. Linolsäure kann die Expression der LDL-Rezeptoren in der Leber erhöhen. Diese Rezeptoren binden LDL aus dem Blut und bauen es ab, wodurch die LDL-Konzentration im Blut sinkt. Zudem fördert Linolsäure die Umwandlung von Cholesterin in Gallensäuren, die dann über die Niere vom Körper ausgeschieden werden. Dadurch sinken die Konzentrationen von LDL und Cholesterin im Blut [8].
Eine Metaanalyse zeigte, dass der Ersatz von 5 % der Energie aus gesättigten Fetten durch Linolsäure mit einer Risikoreduktion von etwa 9 % für koronare Herzkrankheiten und 13 % geringerer Herz-Kreislauf-bedingter Sterblichkeit verbunden war [10]. Eine aktuelle Metaanalyse bestätigt diesen Effekt. Für eine spürbare Senkung des LDL-Cholesterins war eine tägliche Aufnahme von etwa 20 g Linolsäure erforderlich. Die Analyse zeigte außerdem, dass dabei auch das sogenannte gute HDL-Cholesterin leicht abnimmt, während die Triglyzeride kaum verändert werden [16]. Darüber hinaus ergab eine Analyse von 30 prospektiven Kohortenstudien, dass höhere Linolsäure-Level das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Mortalität und ischämische Schlaganfälle signifikant senken, jedoch keinen Einfluss auf das Risiko für koronare Herzkrankheiten haben. Interessanterweise waren Arachidonsäure-Level ebenfalls nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden [2].
Die aktuelle Forschung betont, dass sowohl Omega-6- als auch Omega-3-Fettsäuren wichtig für die Gesundheit sind, wobei vor allem das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 den entscheidenden Einfluss auf Entzündungsprozesse und kardiovaskuläre Risiken hat [17].
Infobox Cholesterin: Die weit verbreitete Annahme, dass LDL (Low-Density-Lipoprotein) das „schlechte" und HDL (High-Density-Lipoprotein) das „gute" Cholesterin sei, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Beide Lipoproteine übernehmen unterschiedliche, aber essenzielle Transportfunktionen im Körper. Eine vereinfachte Einteilung in „gut" und „schlecht" wird der komplexen Rolle von Cholesterin im Stoffwechsel nicht gerecht. Die Interpretation von Cholesterinwerten erfordert daher fachliche Expertise und muss stets im individuellen klinischen Kontext erfolgen. Eine aussagekräftige Bewertung des Cholesterinstatus geht über die isolierte Betrachtung von LDL- und HDL-Werten hinaus. Faktoren wie Gesamtcholesterin, Triglyceride, das Verhältnis von LDL zu HDL, individuelle Risikofaktoren (z. B. Alter, Vorerkrankungen, Lebensstil) sowie die Größe und Dichte der LDL-Partikel spielen eine entscheidende Rolle. Experten warnen daher davor, LDL pauschal als „schlecht" und HDL als „gut" zu bezeichnen, da eine solche Vereinfachung der biologischen Komplexität der Lipoproteine und den individuellen Gesundheitsrisiken nicht gerecht wird.
Hautgesundheit
Die Epidermis besteht aus Zellen und einer lipidreichen Extrazellulärmatrix, wobei Linolsäure die häufigste Fettsäure ist. Da die Haut diese Fettsäuren nicht selbst herstellen kann, müssen sie über die Nahrung aufgenommen werden. Omega-6-Fettsäuren gelten zwar eher als entzündungsfördernd, doch GLA kann durch Umwandlung in DGLA entzündungshemmend wirken und bei bestimmten Hauterkrankungen hilfreich sein.
Atopic Dermatitis (Neurodermitis)

Abbildung 2: Normale Haut vs. Dermatitis (Quelle:shutterstock von yomogi1)
Atopische Dermatitis ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung mit starkem Juckreiz, trockener Haut und ekzemartigen Stellen. Ursachen sind eine geschwächte Hautbarriere, die beispielsweise durch eine genetisch bedingte Veränderung bei der Bildung des Proteins Filaggrin entsteht. Filaggrin ist für die korrekte Funktion und Bildung der Hautbarriere verantwortlich. Weitere Ursachen sind ein überaktives Immunsystem mit verschiedenen Entzündungswegen sowie eine gestörte Hautflora, die Krankheitserreger begünstigt. Dadurch verliert die Haut Feuchtigkeit, reagiert empfindlich und entzündet sich immer wieder.
Linolsäure (LA) und Gamma-Linolensäure (GLA) sind wichtige Bausteine für die Hautfette (Ceramide), die die oberste Hautschicht abdichten und Feuchtigkeit speichern. Fehlen diese Fettsäuren, wird die Hautbarriere schwächer. Die Haut trocknet aus, verliert Wasser und lässt Reizstoffe sowie Allergene eher eindringen. Das kann Juckreiz und Entzündungen fördern.
Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Omega-6-Fettsäuren, insbesondere Gamma-Linolensäure (GLA), die beispielsweise in Nachtkerzen- oder Borretschöl enthalten ist, wurde vielfach bei Neurodermitis (atopischer Dermatitis) untersucht. Ältere Studien zeigten oft eine Besserung der trockenen, juckenden Haut. Neuere Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen kommen zu gemischten Ergebnissen: Bei Menschen mit milder Neurodermitis kann GLA die Beschwerden, wie Trockenheit oder Juckreiz, ergänzend zur normalen Therapie lindern. Ein starker Nutzen für schwere Fälle wurde jedoch nicht eindeutig bewiesen.
GLA-Präparate gelten grundsätzlich als sicher. Ihre Wirkung ist jedoch individuell verschieden und kann von der Kombination mit anderen Fetten beeinflusst werden. Besonders sinnvoll ist die Einnahme zusammen mit Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Fisch- oder Algenöl) [1].
Akne
Akne ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die vor allem Jugendliche betrifft und durch überaktive Talgdrüsen, veränderte Hautverhornung, Bakterienbesiedlung und Entzündungen entsteht. Studien zeigen, dass die Erkrankung in nicht-industriellen Gesellschaften seltener ist, während eine westliche Ernährung mit viel Omega-6-Fettsäuren, Milchprodukten, Zucker und Junkfood das Risiko für Akne erhöht.
Der Verzehr von Omega-3-reichen Lebensmitteln oder die Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungen kann bei Akne positiv wirken, da diese Fettsäuren entzündungshemmend wirken, Hautreaktionen abschwächen und die Anzahl von Pickeln reduzieren. Ein Übermaß an bestimmten Omega-6-Fettsäuren wie Arachidonsäure kann hingegen Entzündungen fördern und Akne verschlimmern. Im Gegensatz dazu kann die Omega-6-Fettsäure Gamma-Linolensäure (GLA) über ihre Umwandlung in DGLA die Bildung entzündlicher Botenstoffe verringern, die Aktivität von Entzündungsrezeptoren senken und so die Entzündungsreaktionen der Haut regulieren.
Bei Patienten, die zusätzlich mit Isotretinoin behandelt werden, ist trockene Haut und spröde Lippen eine häufige Nebenwirkung. Hier kann die Einnahme von Nachtkerzenöl (EPO), das reich an GLA ist, die Lippen besser mit Feuchtigkeit versorgen und die Hautbarriere stärken. Gleichzeitig können Omega-3-Fettsäuren helfen, die durch Isotretinoin oft ansteigenden Triglyzeridwerte im Blut zu stabilisieren und so den Stoffwechsel zusätzlich zu unterstützen [1].
Augengesundheit
Dry Eye Syndrome
Das Dry Eye Syndrome (Trockene Augen) ist eine komplexe Erkrankung der Tränen und der Augenoberfläche. Sie tritt meist bei Menschen ab 65 Jahren auf und kann zu Beschwerden, Sehstörungen und instabilem Tränenfilm führen.
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind wichtige Bausteine der Zellmembranen und unterstützen die normale Zellfunktion. Omega-3-Fettsäuren können die Nervenstruktur der Hornhaut stärken und so die Gesundheit des Auges fördern. Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure (LA) und Gamma-Linolensäure (GLA) können die Tränenproduktion anregen und helfen, trockene Augen nach Augenoperationen zu reduzieren [9].
Eine randomisierte, kontrollierte Studie mit 138 Teilnehmern zeigte, dass die kombinierte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren (855 mg/Tag) und Omega-6-Fettsäuren (15 mg GLA und 28,5 mg LA) über einen Monat zu einer signifikanten Reduktion von Entzündungsmarkern auf der Augenoberfläche führte. Die subjektiven Beschwerden wie Brennen, Trockenheit und Stechen verbesserten sich tendenziell, allerdings ohne statistische Signifikanz [4].
Umsetzungstipps
Die Zufuhr von Linolsäure bei Erwachsenen sollte auf etwa 2,5 % der täglichen Energieaufnahme begrenzt werden. Bei einer Energieaufnahme von 2000 kcal entspricht das ungefähr 5,6 g Omega-6 pro Tag, wobei der individuelle Bedarf je nach Energieverbrauch variieren kann.
Um die Omega-6-Zufuhr im Rahmen zu halten, empfiehlt es sich, nicht mehr als 1–2 Esslöffel Öle mit hohem Omega-6-Gehalt zu verwenden und stark verarbeitete Lebensmittel nur in Maßen zu konsumieren. Zum Anbraten bei niedrigen Temperaturen eigent sich Rapsöl mit einem Anteil von 18–23 % Omega-6-Fettsäuren. Aufgrund seines Gehalts an ungesättigten Fettsäuren besitzt es jedoch einen niedrigeren Rauchpunkt und ist daher nur für mäßige Hitze geeignet. Für das scharfe Anbraten bei hohen Temperaturen sind Kokosöl und Butterschmalz die bessere Wahl. Sie enthalten etwa 1–3 % Omega-6-Fettsäuren, dafür aber einen sehr hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, was ihnen einen hohen Rauchpunkt verleiht. Aufgrund des hohen Gehalts an gesättigten Fettsäuren sollten sie jedoch nur in Maßen verwendet werden. Für die kalte Küche eignen sich besonders Leinsamenöl sowie Leindotteröl, Avocadoöl und vor allem Olivenöl. Generell sollte bei einer westlichen Ernährung auf Omega-3-reiche Lebensmittel geachtet werden.
Supplemente und Cremes vorsichtig verwenden:
Omega-6-Supplemente wie GLA (z. B. Nachtkerzenöl) sollten nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden, insbesondere bei bestehenden Erkrankungen oder gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten.
Quellenangaben
Studien und Primärquellen
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Allgemeine Quellen: (nicht mit Nr. im Text versehen; Bsp.: Bücher, andere Portale)
- Volker Schmiedel. (2022). Nährstofftherapie—Orthomolekulare Medizin in Prävention, Diagnostik und Therapie (5.). Georg Thieme Verlag KG.
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