Kurzbeschreibung
Grüntee wird aus den Blättern der Camellia sinensis gewonnen, einem immergrünen Strauch oder kleinen Baum, der in tropischen und subtropischen Regionen wächst. Je nach Pflanzensorte und Anbaubedingungen können die Blätter unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, die sich auf den Geschmack und die Qualität des Tees auswirken. Chinesische Grüntees etwa zeichnen sich häufig durch feine Röstaromen aus, die an geröstete Kastanien oder Nüsse erinnern. Besonders edle Sorten entfalten florale Nuancen, wie man sie von Orchideen oder anderen duftenden Blüten kennt. Japanische Grüntees haben dagegen oft einen ausgeprägten grasigen, manchmal sogar leicht algigen Geschmack. Zudem kann grüner Tee auch eine angenehme Herbe oder leichte Bitterkeit aufweisen.
Bei der Herstellung von Grüntee werden die frischen Blätter der Teepflanze zunächst gepflückt und anschließend entweder durch kurzes Erhitzen in Pfannen oder durch Dämpfen behandelt. Durch diesen Verarbeitungsschritt werden die Enzyme in den Teeblättern inaktiviert, wodurch eine enzymatische Oxidation verhindert wird und die grüne Farbe sowie der Geschmack des Grüntees erhalten bleiben. Der nächste Schritt ist die Trocknung der Blätter, die je nach Tradition und Technik durch Erhitzen in Pfannen, in speziellen Trocknungsmaschinen, mit Heißluft oder klassisch an der Sonne erfolgt. Durch die schonende Verarbeitung der Teeblätter bleiben nahezu alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten [9,10,14,15].
Vorkommen
Die Grünteepflanze (Camellia sinensis) gedeiht in tropischen und subtropischen Regionen und wird mittlerweile in über 60 Ländern weltweit kultiviert. Zu den größten Produzenten gehören China, als führender Hersteller, gefolgt von Indien, Kenia, Sri Lanka und Japan.
Grüner Tee wird weltweit in verschiedenen Varianten angeboten, darunter lose getrocknete Teeblätter, feines Pulver sowie konzentrierte Extrakte, die in Form von Kapseln oder Tropfen als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich sind. Neben dem klassischen Heißgetränk ist grüner Tee heute auch in vielen modernen Lebensmitteln und Getränken zu finden. Er wird in Produkten wie Eistee, Matcha-Latte und fermentierten Getränken wie Kombucha verarbeitet und ist auch in zahlreichen Süßspeisen wie Eis, Smoothies, Kuchen, Pralinen oder cremigen Desserts zu finden. Aufgrund seiner antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften werden Grüntee-Extrakte in verschiedenen Hautpflegeprodukten wie Cremes, Masken, Seren und Tonics, aber auch in Shampoos genutzt [14].
Inhaltsstoffe
Grüntee enthält neben Kohlenhydraten, Aminosäuren, Aromastoffen, organischen Säuren und Mineralstoffen wie Calcium, Phosphor, Kalium, Magnesium, Mangan, Selen, Silizium, Zink, Kupfer und Eisen auch viele sekundäre Pflanzenstoffe. Zu den wichtigsten sekundären Pflanzenstoffen im Grüntee zählen die Catechine, da sie maßgeblich zu den gesundheitsfördernden Wirkungen des Tees beitragen. Dabei unterscheidet man vier Haupttypen von Catechinen:
- Epicatechin (EC)
- Epigallocatechin (EGC)
- Epicatechin-3-Gallat (ECG)
- Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG)
Unter den Catechinen gilt Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) als der wichtigste Vertreter. Es macht rund 59 Prozent des gesamten Catechingehalts im Grüntee aus. Nach dem Trinken von Grüntee sind die Konzentrationen von Epicatechin (EC) und Epicatechin-3-Gallat (ECG) im Blut meist zu gering, um eine messbare therapeutische Wirkung zu entfalten. Im Gegensatz dazu konnten Epigallocatechin (EGC) und insbesondere Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) in zahlreichen Studien positive Effekte zeigen – etwa bei der Vorbeugung von Krebs, Stoffwechselerkrankungen und weiteren gesundheitlichen Beschwerden.
Eine Tasse Grüntee (ca. 240 ml) enthält durchschnittlich etwa 304 mg Catechine, davon rund 187 mg Epigallocatechine (EGC und EGCG). Die genauen Werte können jedoch je, nach Teesorte, Anbauregion und Zubereitungsart deutlich variieren [9,10,14,15].
Physiologische Wirkungen im Überblick
- Entzündungshemmend
- Antioxidativ
- Antimikrobiell
- Antiviral
- Antikanzerogen
- Antidiabetisch
- Neuroprotektiv
- Diuretisch (Harntreibend)
- Anregend
- Konzentrationsfördernd
Anwendungsmöglichkeiten
Dosierungen
Grüntee gilt allgemein als sicher für den täglichen Verzehr. Die empfohlene Höchstdosis an EGCG liegt bei 700–800 mg pro Tag. Dies entspricht ungefähr 5 Tassen (1220 ml) Grüntee. Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit hochkonzentrierten Extrakten sollte jedoch eine tägliche Dosis von 300–338 mg EGCG nicht überschritten werden. Höhere Dosierungen, wurden in Studien mit erhöhten Leberenzymwerten in Verbindung gebracht, was auf eine mögliche Leberschädigung hinweist.
Anwendungsempfehlungen
Grüntee kann auf verschiedene Arten konsumiert werden: als Getränk, zum Gurgeln, über Nahrungsergänzungsmittel oder als Zutat in Lebensmitteln (z.B. Desserts oder Getränken). Besonders bei Nahrungsergänzungsmitteln ist es wichtig, die Dosierungsempfehlungen des Herstellers zu beachten und eine Tagesdosis von 300-338 mg EGCG nicht zu überschreiten.
Aufgrund möglicher Wechselwirkungen zwischen Catechinen aus grünem Tee und bestimmten Medikamenten oder Eisenpräparaten ist es wichtig, die Einnahmezeiten sorgfältig abzustimmen. Zwischen der Einnahme von Eisenpräparaten oder eisenhaltigen Mahlzeiten und dem Konsum von Grüntee oder grünteehaltigen Präparaten sollte daher ein Abstand von mindestens einer Stunde eingehalten werden [1]. Die gleichzeitige Einnahme von bestimmten Medikamenten und Grüntee bzw. grüntee-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln sollte mit Ihrem Arzt abgesprochen werden [3,6].
Der Konsum verarbeiteter Produkte wie Eistees oder Süßspeisen mit grünem Tee kann dessen gesundheitsfördernde Wirkung durch zugesetzten Zucker oder Fett mindern. Für eine optimale präventive Wirkung wird daher empfohlen, grünen Tee vorzugsweise als ungesüßtes Getränk, in eigens zubereitete Getränke oder Speisen zu integrieren oder in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu konsumieren. Empfehlenswert sind japanische Sencha-Sorten, die einen Gehalt von 4 bis 6 % EGCG (Epigallocatechingallat) bezogen auf das Blattgewicht aufweisen. Eine verlängerte Ziehzeit von bis zu 10 Minuten kann den Polyphenolgehalt im Aufguss um das bis zu 50-Fache steigern. Japanische Grüntees sind außerdem als Pulver erhältlich, welches traditionell von Mönchen in Steinmühlen gemahlen wird. Durch diese Form bleiben sämtliche Inhaltsstoffe des Teeblatts erhalten. Trotz des höheren Preises relativieren sich die Kosten durch den sehr sparsamen Verbrauch.
Zubereitung von Grüntee
Geben Sie 2–5 Teelöffel lose Teeblätter oder Pulver in eine Tasse (240 ml) und übergießen Sie diese mit heißem, aber nicht kochendem Wasser (70–80 °C). Lassen Sie den Tee 2-3 Minuten ziehen. Für eine bessere Aufnahme der Catechine fügen Sie 48-120 ml (3-8 EL) Zitrussaft hinzu. Der pH-Wert des Tees sollte idealerweise zwischen 4 und 6 liegen. Trinken Sie täglich 2–5 Tassen (480–1220 ml), um von den gesundheitsfördernden Effekten des Tees zu profitieren.
Kofaktoren
Vitamin C kann die Aufnahme von Catechinen aus grünem Tee verbessern, indem es deren Stabilität erhöht und den oxidativen Abbau hemmt [12]. Besonders reich an Vitamin C sind Zitrusfruchtsäfte wie Zitronen-, Orangen-, Limetten- oder Grapefruitsaft. Bereits die Zugabe von 20–50 ml Zitrussaft pro 100 ml grünem Tee kann die Absorption der Catechine um das 2,5- bis 10-Fache steigern [5]. Bei einer Tasse (240ml) grünem Tee entspricht das einer Menge von 48–120 ml Zitrussaft (ca. 3-8 EL).
Im Gegensatz dazu können die Catechine im grünen Tee die Aufnahme bestimmter Medikamente oder Mikronährstoffe hemmen. Weitere Informationen dazu finden sich im Kapitel „Gegenanzeigen“.
Gegenanzeigen
Die Catechine des grünen Tees bilden bei gleichzeitiger Aufnahme mit Nicht-Hämeisen, also Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln, unlösliche Komplexe. Dadurch wird die Eisenaufnahme im Körper behindert [1]. Darüber hinaus kann Grüner Tee bzw. seine Catechine die Wirksamkeit bestimmter Medikamente (z.B. Betablocker, Cholesterinsenker, Blutverdünner) beeinträchtigen, indem sie Arzneistofftransporter hemmen oder die Löslichkeit der Wirkstoffe verändern.
Therapeutische & präventive Einsatzgebiete
Adipositas und Diabetes Mellitus Typ 2

Bild2
Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch einen erhöhten Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg/m², übermäßige Fettmasse, erhöhte Entzündungsmarker wie Interleukin-6 (IL-6) und Tumor-Nekrose-Faktor-α (TNF-α), erhöhte Blutfettwerte und Hormonveränderungen gekennzeichnet ist. So wird vermehrt Leptin produziert, das eigentlich den Hunger hemmen soll. Bei Adipositas spricht der Körper jedoch weniger darauf an (Leptinresistenz), sodass das Sättigungsgefühl ausbleibt. Außerdem wird vermehrt Ghrelin produziert, was das Hungergefühl zusätzlich verstärkt. Darüber hinaus wird weniger Adiponektin ausgeschüttet, was Insulinresistenz und Entzündungen begünstigt. Adipositas geht zudem häufig mit Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose oder Depressionen einher.
Zahlreiche Studien zeigen, dass der Verzehr von Grüntee oder Grüntee-Extrakten durch Senkung der Blutfettwerte, Erhöhung des Grundumsatzes, Veränderung des Hormonhaushaltes, oxidativen Stress, Entzündungen sowie Veränderungen der Körperzusammensetzung Krankheiten wie Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 vorbeugen oder sogar therapeutisch eingesetzt werden kann.
Ein systematisches Review zeigt, dass die Einnahme von Grünteeextrakten, insbesondere Epigallocatechin 3 Gallat (EGCG), oft in Kombination mit Koffein, den Energieverbrauch in Ruhe steigern und die Fettverbrennung fördern kann. Positive Effekte wurden bei einer täglichen Aufnahme von etwa 615 mg Catechinen, darunter 100 bis 460 mg EGCG, sowie 77 bis 300 mg Koffein über einen Zeitraum von zwölf Wochen beobachtet [11].
Eine Metaanalyse mit 59 Studien zeigte, dass die Einnahme von Grüntee-Extrakten (60-3000mg/dl) über 2-48 Wochen bei Personen mit Adipositas oder Diabetes mellitus Typ 2 zu einer Verringerung des Body-Mass-Index (BMI) (-0,16kg/m²), der Gesamtkörpermasse und des Körperfettanteils (-0,62%) führen kann. Zudem wurde beobachtet, dass der gestörte Hormonspiegel bei Adipositas verbessert werden konnte. Die Einnahme von Supplementen mit grünem Tee erhöhte die Konzentration von Adiponektin (+0,62 μg/ml), einem Hormon, das entzündungshemmend wirkt und die Insulinsensitivität verbessert, während die Spiegel von Ghrelin, einem appetitanregenden Hormon, und Leptin, einem Hormon, das das Sättigungsgefühl reguliert, nicht signifikant abnahmen. Andere Studien jedoch konnten auch hier eine positive Veränderung feststellen. Darüber hinaus wurden Marker für oxidativen Stress wie Malondialdehyd (MDA) und die gesamte antioxidative Kapazität (TAC) positiv beeinflusst. Die Reduktion von oxidativem Stress und die Verbesserung der antioxidativen Kapazität sind bei Adipositas von großer Bedeutung, da sie dazu beitragen, die gesundheitlichen Auswirkungen der Erkrankung zu verringern und den Körper vor weiteren Schäden zu schützen [2].
Trotz der positiven Ergebnisse in vielen Studien gibt es auch widersprüchliche Befunde, weshalb weitere Forschung notwendig ist, um diese Ergebnisse zu bestätigen und ihre therapeutische Anwendbarkeit zu überprüfen.
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen betreffen das Herz und die Blutgefäße. Dazu gehören die koronare Herzkrankheit, der Herzinfarkt, der Schlaganfall und Herzmuskelerkrankungen wie die Kardiomyopathie. Diese Erkrankungen entstehen häufig durch eine Kombination aus genetischen Faktoren und einem ungünstigen Lebensstil. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Bluthochdruck, der die Blutgefäße schädigt, sowie erhöhte Blutfettwerte, insbesondere Cholesterin, die Ablagerungen in den Arterien begünstigen und den Blutfluss behindern [13].
Grüntee ist aufgrund seiner Inhaltsstoffe bekannt für seine cholesterinsenkenden, blutdrucksenkenden, gefäßerweiternden und entzündungshemmenden Effekte. Neben den positiven Effekten von Grüntee auf Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2, welche beide das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen, zeigt die Forschung, dass Grüntee insbesondere den Blutdruck senken und die Blutfettwerte verbessern kann. Dadurch könnte er helfen, präventiv gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu wirken [13].
Eine Metaanalyse von neun klinischen Studien mit einer Laufzeit von 1 bis 13 Jahren und insgesamt 259.267 Teilnehmern zeigte, dass Personen, die keinen Grüntee konsumierten, ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hirnblutungen und Schlaganfälle aufwiesen als jene, die täglich etwa 240 ml Grüntee tranken. Personen, die täglich zwischen 240 und 720 ml Grüntee konsumierten, hatten ein um 19 % geringeres Risiko für Herzinfarkte und ein um 36 % geringeres Risiko für Schlaganfälle im Vergleich zu Menschen, die weniger als 240 ml pro Tag tranken. Bei einem Konsum von mehr als 960 ml Grüntee pro Tag war das Herzinfarktrisiko sogar um 32 % niedriger als bei Personen mit einem Konsum unter 240 ml täglich. Zudem wiesen Menschen, die täglich mehr als 2.400 ml Grüntee tranken, einen um 0,9 mmol/l niedrigeren LDL-Cholesterinspiegel („schlechtes" Cholesterin) auf als jene, die weniger als 720 ml pro Tag konsumierten. In der Metaanalyse konnte jedoch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Konsum von Grüntee und der Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Erkrankungen festgestellt werden [8].
Krebs
Krebs ist eine komplexe Erkrankung, die viele verschiedene Formen annehmen kann. Er kann in fast jeder Zelle des Körpers entstehen, besonders häufig sind jedoch Lunge, Darm, Brust oder Prostata betroffen. Während sich gesunde Zellen kontrolliert erneuern, beginnen sich Krebszellen aufgrund genetischer Veränderungen unkontrolliert zu vermehren. Diese Veränderung kann spontan auftreten, aber auch durch äußere Einflüsse wie Rauchen, übermäßige Sonneneinstrahlung oder bestimmte Schadstoffe begünstigt werden. Im weiteren Verlauf entsteht ein Tumor, der das umliegende Gewebe schädigen und sich im Körper ausbreiten kann.
Zahlreiche Tier- und In-vivo-Studien haben gezeigt, dass EGCG aus grünem Tee das Krebsrisiko vorbeugend senken oder das Fortschreiten einer Krebserkrankung (z.B. Brustkrebs, Darmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Lungenkrebs, Eierstockkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Prostatakrebs und Blasenkrebs) über verschiedene Wirkmechanismen hemmen kann. Unter anderem kann EGCG das Wachstum von Blutgefäßen, die den Tumor mit Nährstoffen versorgen, hemmen und so das Tumorwachstum bzw. die Ausbreitung des Tumors in andere Organe (Metastasierung) reduzieren. Außerdem verstärkt EGCG Schutzmechanismen, die Tumorzellen gezielt angreifen und abtöten [10].
Eine Metaanalyse von neun Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien mit Beobachtungszeiträumen zwischen 7 und 24 Jahren weist darauf hin, dass regelmäßiger Konsum von grünem Tee mit einem verringerten Risiko für Brustkrebs assoziiert ist. Frauen, die mehr als 960 ml Grüntee pro Tag zu sich nahmen, hatten ein um 27 % geringeres Brustkrebsrisiko als Frauen, die weniger als 240 ml Grüntee pro Tag tranken. Darüber hinaus zeigte die Analyse einen positiven Effekt auf das Risiko eines Wiederauftretens von Brustkrebs bei Frauen, die mehr als 720 ml Grüntee pro Tag tranken, im Vergleich zu Frauen, die keinen Grüntee tranken [7].
Trotz der bisher beobachteten positiven Effekte liefert die aktuelle Studienlage am Menschen noch keine eindeutigen Ergebnisse. Um zu klären, ob EGCG tatsächlich unterstützend in der Krebstherapie eingesetzt werden kann, ist daher weitere Forschung notwendig. Zudem ist die Behandlung einer Krebserkrankung äußerst komplex und erfordert ein strukturiertes Vorgehen sowie ein fundiertes Wissen über die jeweilige Krebsart. Grüner Tee ist daher kein Wundermittel gegen Krebs, sondern kann allenfalls begleitend zur Prävention eingesetzt werden [4].
Influenza Virus
Influenza, umgangssprachlich auch Grippe genannt, ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die durch Influenzaviren der Typen A (z. B. Subtypen H1N1 und H3N2) oder B (Linien Yamagata oder Victoria) verursacht wird. Eine Infektion mit dem Virus führt typischerweise zu Symptomen wie Husten, Halsschmerzen, Schnupfen, Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, allgemeiner Schwäche und Appetitlosigkeit. Bei bestimmten Risikogruppen wie älteren Menschen, chronisch Kranken oder Schwangeren kann die Erkrankung zu schweren Komplikationen wie einer Lungenentzündung führen und im schwersten Fall tödlich enden.
Aufgrund seiner antiviralen Eigenschaften wurden Grüntee-Extrakte in vielen Studien als mögliches präventives Mittel gegen Influenza und andere Viruserkrankungen untersucht. Insbesondere das Epigallocatechingallat (EGCG) im grünen Tee kann das Wachstum von Viren hemmen und deren Fähigkeit blockieren, in Körperzellen einzudringen. Obwohl viele Studien vielversprechende Ergebnisse zeigen, sind die Ergebnisse in Humanstudien noch uneinheitlich, was auf die Notwendigkeit weiterer Forschung hinweist.
Eine Metaanalyse von acht randomisierten kontrollierten Studien und drei Kohortenstudien mit insgesamt 5048 Teilnehmenden zeigte, dass der regelmäßige Konsum von grünem Tee zur Vorbeugung von Influenza-Infektionen beitragen kann. Die Analyse ergab, dass sowohl das Trinken von grünem Tee, das Gurgeln mit grünem Tee als auch die Einnahme von Grüntee-Catechinen in Form von Nahrungsergänzungsmitteln über einen Zeitraum von drei bis acht Monaten eine vorbeugende Wirkung gegen eine Grippeinfektion haben können. Die optimale tägliche Zufuhr lag den Studienergebnissen zufolge bei etwa 137 bis 685 mg Catechinen, was in etwa dem Konsum von ein bis fünf Tassen grünem Tee entspricht. Bei Nahrungsergänzungsmitteln lag die wirksame Dosis zwischen 378 und 1500 mg, bei Gurgeln wurden Mengen von 100 bis 280 Milligramm Catechine pro Tag empfohlen [9]. Allerdings liegen die in den Studien verwendeten Catechinmengen teilweise über den in toxikologischen Bewertungen als unbedenklich eingestuften Tagesdosen.
Quellenangaben
Studien und Primärquellen
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- Asbaghi, O., Rezaei Kelishadi, M., Larky, D. A., Bagheri, R., Amirani, N., Goudarzi, K., Kargar, F., Ghanavati, M., & Zamani, M. (2024). The effects of green tea extract supplementation on body composition, obesity-related hormones and oxidative stress markers: A grade-assessed systematic review and dose-response meta-analysis of randomised controlled trials. The British Journal of Nutrition, 131(7), 1125–1157. https://doi.org/10.1017/S000711452300260X
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- Farhan, M. (2022). Green Tea Catechins: Nature’s Way of Preventing and Treating Cancer. International Journal of Molecular Sciences, 23(18), Article 18. https://doi.org/10.3390/ijms231810713
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Allgemeine Quellen: (nicht mit Nr. im Text versehen; Bsp.: Bücher, andere Portale)
- Reygaert, W. C. (2017). An Update on the Health Benefits of Green Tea. Beverages, 3(1), Article 1. https://doi.org/10.3390/beverages3010006
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