Die Anti-Entzündungsformel: In Therapie & Prävention

Aktuelle Studien zeigen, dass eine Ernährung reich an antientzündlichen Lebensmitteln langfristig das Risiko für chronische Krankheiten reduziert. Z.B. fand eine Studie aus dem Jahr 2022 heraus, dass Menschen, die regelmäßig Omega-3-Fettsäuren konsumieren, ein um 25% geringeres Risiko für Herzerkrankungen haben. Für folgende Krankheitsbilder können positive Effekte einer antientzündlichen Lebensweise zugeschrieben werden:
Rheumatoide Arthritis (RA)
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Typ-2-Diabetes
Morbus Crohn
Psoriasis
Depression
Rheumatoide Arthritis (RA)
RA ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die zu Entzündungen und Schmerzen in den Gelenken führt. Eine entzündungshemmende Ernährung kann die Symptome lindern.
Eine Studie von Sköldstam et al. (2003) zeigte, dass eine antientzündliche Mittelmeerdiät bei Patienten mit RA die Krankheitsaktivität signifikant reduzierte. Dazu wurden 56 Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt, die eine Gruppe erhielt, 12 Wochen eine antientzündliche Mittelmeerdiät, die andere eine herkömmliche westliche Diät. Die Patienten, die der antientzündlichen Mittelmeerdiät zugeordnet wurden, berichteten über weniger Schmerzen und eine verbesserte Lebensqualität bei einer verringerten Entzündungsaktivität verbunden mit der Verbesserung körperlicher Funktionen. Bei den Patienten, die eine herkömmliche westliche Diät durchführten, kam es zu keinen signifikanten Veränderungen [1].
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Chronische Entzündungen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine entzündungshemmende Ernährung kann das Risiko verringern.
Die PREDIMED-Studie (2013) zeigte, dass eine Mittelmeerdiät, angereichert mit Nüssen oder Olivenöl, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant reduzierte. Dabei wurden 7.447 Teilnehmende mit hohem kardiovaskulären Risiko, einer von drei Diäten zugewiesen: einer Mittelmeerdiät ergänzt mit nativem Olivenöl, einer Mittelmeerdiät ergänzt mit gemischten Nüssen oder einer fettreduzierten Kontrolldiät. Endpunkt der Studie sollte ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis wie, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod durch kardiovaskuläre Ursachen sein. Nach 4,8 Jahren wurde die Studie nach einer Zwischenanalyse, aufgrund Protokollabweichungen im Studiendesign, abgebrochen. Jedoch ergab auch die überarbeitete Effektschätzung, dass die Häufigkeit schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei Durchführung der mediterranen Diät mit nativem Olivenöl oder Nüssen, geringer ist als bei einer fettreduzierten Diät [2].
Eine weitere randomisierte, kontrollierte Studie an 1002 Patienten mit koronarer Herzkrankheit im Alter von 20-75 Jahren, zeigte ebenfalls, dass eine antientzündliche Mittelmeerdiät einer fettarmen Diät bei der Vorbeugung schwerer kardiovaskulärer Ereignisse überlegen war. Die Patienten wurden dazu nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen: eine mit einer fettarmen Ernährung und die andere mit einer mediterranen Ernährung, aufgeteilt und für 7 Jahre beobachtet [3].
Eine 2022 veröffentlichet Meta-Analyse zeigte, dass speziell die Supplementierung mit den Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA das Risiko für koronare Herzkrankheiten signifikant reduziert. 14 klinische RCT-Studien an in Summe von 135.291 Teilnehmenden, welche das Risiko von schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen mit und ohne Omega-3-Fettsäuren-Ergänzungen einschätzen, wurden inkludiert. Dabei kam es bei Dosierungen von 0,8-1,2 g der Omega-3-Fettsäurengemische aus DHA und EPA pro Tag zu der wirksamsten KHK-Risikolinderung [4].
Typ-2-Diabetes
Entzündungen tragen zur Insulinresistenz und zur Entstehung von Typ-2-Diabetes bei. Eine entzündungshemmende Ernährung kann die Insulinsensitivität verbessern.
Eine Studie von Esposito et al. (2009) zeigte, dass eine mediterrane Diät bei Patienten mit Typ-2-Diabetes die Blutzuckerkontrolle verbesserte und die Entzündungsmarker senkte. Dazu wurden 215 Übergewichtige mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes, die noch nicht mit antidiabetischen Medikamenten behandelt wurden, in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt eine kohlenhydratarme mediterrane Ernährung, die andere eine fettarme. Nach vier Jahren benötigen die Patienten in der Mittelmeer-Diät-Gruppe um 26 % weniger medikamentöse Therapien als in der fettarmen Diätgruppe. Zudem verloren sie mehr an Gewicht und verbesserten ihre Blutzuckerwerte nachhaltig, verglichen mit der fettarmen Ernährung [5].
Morbus Crohn
Morbus Crohn ist eine entzündliche Darmerkrankung, die den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann. Entzündungshemmende Ernährung kann auch hier die Entzündungen reduzieren und Symptome verbessern.
Eine einjährige, doppelblinde, placebokontrollierte Studie an 78 Morbus Crohn Patienten, untersuchte, ob Omega-3-reiches Fischöl, die Häufigkeit von Rückfällen reduzieren kann. Dazu wurden zwei Gruppen gebildet, wobei eine Gruppe pro Tag Fischölkapseln mit insgesamt 2,7 g Omega-3-Fettsäruen (bestehend aus 1,8 g EPA und 0,9 g DHA) und die andere Placebo-Kapseln erhielt. In der Gruppe mit den Fischölkapseln waren nach einem Jahr 59 % rückfallsfrei, vergleichen mit lediglich 26 % in der Placebogruppe [6].
Psoriasis
Psoriasis ist eine chronische Hauterkrankung, die durch entzündliche Prozesse verursacht wird. Eine entzündungshemmende Ernährung kann Hautsymptome verbessern.
Eine im Mai 2009 gestartete, webbasierte Kohortenstudie mit 35.735 Teilnehmenden, von denen 3.557 an Psoriasis litten, ergab unter Einhaltung einer mediterranen, entzündungshemmenden Ernährung eine statistisch signifikante Reduktion von Psoaris-Symptomen [7].
Depression
Entzündungen im Gehirn können zur Entwicklung von Depressionen beitragen. Eine entzündungshemmende Ernährung kann depressive Symptome lindern.
Eine randomisierte kontrollierte, 12-wöchige Studie untersuchte die Auswirkung einer mediterranen, antientzündlichen Ernährung hinsichtlich einer Verbesserung depressiver Symptome bei 67 Erwachsenen mit Major Depression. Dazu wurden die Patienten in zwei Gruppen eingeteilt, wobei die eine Gruppe sieben 60-minütige individuelle Ernährungsberatungen zur Unterstützung der Einhaltung der vorab definierten mediterranen Ernährung erhielt. Die andere Gruppe erhielt dieselbe Anzahl und Länge an sozialen Unterstützungsgesprächen oder -aktivitäten ohne die mediterrane Ernährung. Die Gruppe mit der Ernährungsunterstützung zeigte eine deutlich größere Verbesserung der MADRS-Werte als die soziale Unterstützungskontrollgruppe.
MADRS – Montgomery-Eberg-Senke-Skala, eine Skala bestehend aus 10 Punkten, die jeweils von 0-6 bewertet werden können und die Gesamtheit der Symptome, welche mit einer depressiven Störung verbunden sind, erfasst [8].
Praktische Tipps für den Alltag
Eine kohlenhydratarme mediterrane Ernährung hat sich als besonders wirksam erwiesen, da sie entzündungshemmende Vorteile mit einer Reduktion raffinierter Kohlenhydrate kombiniert. Empfehlenswerte Lebensmittel sind in Maßen fettreicher Fisch (z. B. Lachs, Makrele), Nüsse, Samen, grünes Blattgemüse, Beeren, Zitrusfrüchte, Olivenöl, mageres Fleisch, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte sowie Gewürze und Kräuter. Zugleich sollte der Zuckerkonsum reduziert und verarbeitete Lebensmittel vermieden werden.
Ein Beispiel-Tagesplan:
• Frühstück: Haferflocken mit Beeren und Nüssen
• Mittagessen: Quinoa-Salat mit Gemüse und Avocado
• Abendessen: Gegrillter Lachs mit Süßkartoffeln und Brokkoli
Einkaufslisten und einfache Rezepte erleichtern die Umsetzung im Alltag. Zudem ist eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren und deren Überprüfung sinnvoll, insbesondere bei begrenztem Zugang zu schwermetallarmem Fisch.
Fazit
Eine antientzündliche Ernährung bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile und kann das Risiko für chronische Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes senken. Die A.D.A.M.-Diät, die Arachidonsäure reduziert, Omega-3-Fettsäuren erhöht und entzündungshemmende Nährstoffe wie Antioxidantien integriert, bietet eine fundierte Basis. Studien zeigen, dass diese Ernährungsweise Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern kann.
Im Vergleich dazu ist die mediterrane Diät alltagstauglicher, setzt auf Olivenöl und erlaubt moderate Mengen Rotwein, während die A.D.A.M.-Diät bei entzündlichen Erkrankungen gezielter wirken kann. Eine medizinische oder ernährungsfachliche Begleitung mit Vorher-/Nachher-Analysen wird empfohlen, um die Ernährung individuell anzupassen.
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Quellen:
[1] Sköldstam L, Hagfors L, Johansson G. An experimental study of a Mediterranean diet intervention for patients with rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis. 2003 Mar;62(3):208-14. doi: 10.1136/ard.62.3.208. PMID: 12594104; PMCID: PMC1754463. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1754463/
[2] Estruch R et al., PREDIMED Study Investigators. Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin Olive Oil or Nuts. N Engl J Med. 2018 Jun 21;378(25):e34. doi: 10.1056/NEJMoa1800389. Epub 2018 Jun 13. PMID: 29897866. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29897866/
[3] Delgado-Lista J et al., CORDIOPREV Investigators. Long-term secondary prevention of cardiovascular disease with a Mediterranean diet and a low-fat diet (CORDIOPREV): a randomised controlled trial. Lancet. 2022 May 14;399(10338):1876-1885. doi: 10.1016/S0140-6736(22)00122-2. Epub 2022 May 4. PMID: 35525255. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35525255/
[4] Shen S, Gong C, Jin K, Zhou L, Xiao Y, Ma L. Omega-3 Fatty Acid Supplementation and Coronary Heart Disease Risks: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Clinical Trials. Front Nutr. 2022 Feb 3;9:809311. doi: 10.3389/fnut.2022.809311. PMID: 35187035; PMCID: PMC8850984. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8850984/
[5] Katherine Esposito, Maria Ida Maiorino, Miryam Ciotola, et al. Effects of a Mediterranean-Style Diet on the Need for Antihyperglycemic Drug Therapy in Patients With Newly Diagnosed Type 2 Diabetes: A Randomized Trial. Ann Intern Med.2009;151:306-314. [Epub 1 September 2009]. doi:10.7326/0003-4819-151-5-200909010-00004
[6] Andrea Belluzzi, Corrado Brignola, Massimo Campieri, Angelo Pera, Stefano Boschi, Mario Miglioli. Effect of an Enteric-Coated Fish-Oil Preparation on Relapses in Crohn’s Disease, N Engl J Med 1996;334:1557-1560, Published June 13, 1996, https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199606133342401
[7] Phan C, Touvier M, Kesse-Guyot E, Adjibade M, Hercberg S, Wolkenstein P, Chosidow O, Ezzedine K, Sbidian E. Association Between Mediterranean Anti-inflammatory Dietary Profile and Severity of Psoriasis: Results From the NutriNet-Santé Cohort. JAMA Dermatol. 2018 Sep 1;154(9):1017-1024. doi: 10.1001/jamadermatol.2018.2127. PMID: 30046840; PMCID: PMC6143029. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6143029/
[8] Jacka, F.N., O’Neil, A., Opie, R. et al. A randomised controlled trial of dietary improvement for adults with major depression (the ‘SMILES’ trial). BMC Med 15, 23 (2017). https://doi.org/10.1186/s12916-017-0791-y
Bisher erschienen in dieser Reihe:
Die Anti-Entzündungsformel: stille Entzündungen entlarvt
Die Anti-Entzündungsformel: Entzündungsfaktor FETT!?
Die Anti-Entzündungsformel: Entzündungsfaktor Zucker & verarbeitete Lebensmittel!?
Die Anti-Entzündungsformel: Entzündungshemmer auf dem Teller
Die Anti-Entzündungsformel: A.D.A.M. = Der Ernährungscode gegen Entzündungen